2 HIV/AIDS Taschenlexikon
C
CAB: Abk. für (engl.) Community Advisory Board.
Calciumfolinat: chemischer Abkömmling der Tetrahydrofolsäure; therapeutische Verwendung zur Vermeidung eines Folsäuremangels begleitend bei einer Behandlung mit sog. Folsäureantagonisten wie z.B. Sulfonamiden, Trimethoprim oder bestimmten Zytostatika.
Camouflage: (französisch) Tarnung; Fachbez. für Verfahren der ästhetischen Chirurgie zur Abdeckung von Hautläsionen.
Campylobacter-Infektionen: Infektionen mit Bakterien der Gattung Campylobacter (z.B. Campylobacter jejuni), die sehr häufig Ursache von Durchfallerkrankungen sind. Therapie z.B. mit Erythromycin.
Canarypox-Virus: Virus aus der Familie der Vaccinia-Viren, das bei Vögeln zu Erkrankungen führt; Verwendung nach Rekombination mit Integration fremder Gene u.a. als Vektor für experimentelle HIV-Vakzine (z.B. ALVAC).
Candida-Mykosen: auch Candidiasis, Kandidose; sehr häufige Infektionen mit Pilzen der Spezies Candida (v.a. Candida albicans, seltener Candida glabrata oder krusei); Vorkommen an Haut und Schleimhäuten z.B. als Mundsoor, Scheidenpilz; eine Soorösophagitis (Speiseröhrenbefall) gilt als AIDS-definierende Erkrankung. Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation und umfassen z.B. Juckreiz bei Befall von Hautfalten, weiße, abstreifbare Beläge bei Mundsoor oder Schluckbeschwerden und -schmerzen bei Soorösophagitis. Therapie je nach Ausbreitung und Lokalisation lokal z.B. mit Nystatin, systemisch v.a. mit Fluconazol, ggf. Amphotericin B, Caspofungin, Voriconazol oder Flucytosin.
Candidiasis: s. Candida-Mykosen.
Cannabis: sog. indischer Hanf oder Haschisch mit Cannabinoiden als halluzinogenen, appetitanregenden und antiemetischen Wirkstoffen; eine Anwendung zur Schmerzbehandlung, als appetitanregendes Mittel oder Antiemetikum wird diskutiert, bislang gibt es keine Zulassung als Arzneimittel oder zur therapeutischen Verwendung; vgl. Dronabinol.
Capreomycin: Arzneimittel zur Kombinationstherapie der Tuberkulose (Tuberkulostatikum). UAW: u.a. starke Nephro-, Oto- und Neurotoxizität.
Capsaicin: Inhaltsstoff aus Paprikafrüchten, der in Cremeform als Arzneimittel zur lokalen Behandlung von Muskelverspannungen und Schmerzen angewendet wird. UAW: u.a. Hautreaktionen.
Caracas-Falldefinition: von der PAHO (Pan American Health Organization, amerikanisches Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO) erarbeitete AIDS-Falldefinition zur epidemiologischen Überwachung, die (in Abwesenheit einer Immunschwäche anderer Ursache) die Diagnose AIDS ermöglicht bei positivem HIV-Antikörpernachweis und dem Auftreten unterschiedlich bewerteter Erkrankungen (wobei in einem Score-System zehn Punkte erreicht sein müssen): Kaposi-Sarkom, Tuberkulose, orale Candida-Mykose, orale Haarleukoplakie, Herpes zoster bei Personen <60 Jahre, Gewichtsverlust von mehr als 10%, Durchfall oder Fieber >1 Monat, Störungen des Zentralnervensystems, persistierende Dermatitis, Anämie, Leukozytopenie oder Thrombozytopenie, persistierender Husten oder Pneumonie, Lymphadenopathie außerhalb des Leistenbereichs.
Carbamazepin: Arzneimittel mit chemischer Strukturähnlichkeit zu trizyklischen Antidepressiva; Verwendung in der Therapie von zerebralen Krampfanfällen (Antiepileptikum), chronischen Schmerzzuständen und Neuralgien (Schmerzmodulator). UAW: u.a. Müdigkeit, Kopfschmerz, neurologische Störungen, allergische Reaktionen.
Carcinoma in situ: Abk. CIS, auch präinvasives Karzinom, intraepitheliale Neoplasie; örtlich begrenzte Zellatypien, die mikroskopisch Zeichen bösartiger Veränderungen (Malignität) aufweisen; ein Übergang in ein invasives Karzinom ist (z.T. nach mehreren Jahren) möglich; vgl. AIN, CIN, VAIN, VIN.
Caspofungin: Arzneimittel aus der Gruppe der Echinocandine, das zur systemischen Therapie verschiedener Pilzerkrankungen verwendet wird (Antimykotikum). UAW: u.a. Fieber, entzündliche Reaktionen am Infusionsort, Kopfschmerz, Laborwert- und Blutbildveränderungen.
Castanospermin: aus der Australischen Kastanie (Castanospermum australe) isolierte Substanz (Alkaloid), die Anfang der 1990er Jahre vergeblich zur experimentellen Behandlung der HIV-Infektion verwendet wurde; als Prodrug wird Celgosivir in Studien zur Behandlung der Hepatitis C untersucht.
Castleman-Syndrom: Krankheitsbild, das durch eine Vergrößerung von Lymphknoten (Hyperplasie), Vermehrung von Gefäßen und Plasmazellen, Einlagerungen glasig-transparenter Stoffe (Hyalinose) und Veränderungen der Wandauskleidung von Blut- und Lymphgefäßen (Retikuloendotheliose) charakterisiert ist; Vorkommen bei HIV-Infektion als sog. multizentrischer Morbus Castleman, oft mit Infektionen durch das humane Herpesvirus 8 (HHV-8) und Kaposi-Sarkom assoziiert. Als Symptome treten massive Lymphknotenschwellungen und Fieber, Nachtschweiß sowie Gewichtsverlust bei allgemeiner Schwäche auf, Milz und Leber sind fast immer vergrößert; ein fluktuierendes Auftreten der Symptome ist möglich. Therapeutisch kann ggf. eine antivirale oder immunmodulatorische Behandlung (Virostatika, Interferon) versucht werden; eine Chemotherapie kann zu einer (vorübergehenden) Rückbildung von Symptomen führen; evtl. ist eine chirurgische Milzentfernung (Splenektomie) zu erwägen; wichtig ist ebenfalls eine wirksame antiretrovirale Therapie zur Verbesserung des Immunstatus.
CCR5: Chemokinrezeptor, der als Mediator für die Regulation von Leukozytenwanderungen bei Entzündungen wichtig ist und an den die Chemokine MIP-1 alpha, beta und Rantes binden; er wird bei der Bindung von HIV an Zellen als Korezeptor v.a. in der frühen Phase einer HIV-Infektion genutzt. Ein vollständiges oder teilweises Fehlen bei CCR5delta32-Mutation scheint mit einem verringerten Risiko für eine HIV-Infektion bzw. einem langsameren Verlauf assoziiert zu sein.
CCR5-Blocker: Substanzen und Arzneimittel, die am Chemokinrezeptor CCR5 binden (Chemokinrezeptorenblocker) und den Eintritt von HIV in Zellen hemmen.
CCR5mAB004: monoklonaler Antikörper gegen CCR5 (CCR5-Blocker), der in klinischen Studien zur Kombinationstherapie der HIV-Infektion untersucht wird. UAW: allergische Reaktionen an der Injektionsstelle.
CD4-Bindungsinhibitoren: Substanzen, die die Bindung von HIV an CD4-Rezeptoren v.a. von T-Helferzellen, aber auch von Monozyten, Makrophagen oder dendritischen Zellen hemmen und so den Eintritt von HIV in Körperzellen verhindern (sog. Entry-Inhibitoren).
CDC: Abk. für Centers for Disease Control and Prevention.
CD4/CD8-Ratio: Verhältnis von CD4-Zellen (Helferzellen) zu CD8-Zellen (Suppressorzellen); i.d.R. ist die CD4-Zellzahl höher als die CD8-Zellzahl, so daß das normale Verhältnis zwischen 1,5 und 2,5 liegt; mit fortschreitender HIV-Infektion nimmt die CD4-Zellzahl ab. Verwendung als Surrogatmarker für die Beurteilung von Infektionsverlauf und Immunstatus.
CDC-Klassifikation: von den CDC 1993 erstellte Stadieneinteilung von HIV-Infektion und AIDS bei Jugendlichen >13 Jahre und Erwachsenen mit den Stadien A1 bis C3, basierend auf drei CD4-Zellzahlbereichen und drei klinischen Kategorien; s. Tabelle. Mit der CDC-Falldefinition wird bei nachgewiesener HIV-Infektion auch ein Absinken der CD4-Zellzahl unter 200/µl – im Unterschied zur Europäischen Falldefinition unabhängig vom Auftreten klinischer Symptome – als Vollbild AIDS definiert. Für Kinder bis zum 13. Lebensjahr wird eine pädiatrische CDC-Klassifikation verwendet.
CDC-Klassifikation für Jugendliche (>13 Jahre) und Erwachsene
Kategorie A
Asymptomatische HIV-Infektion
Persistierende generalisierte Lymphadenopathie (LAS)
Akute, symptomatische (primäre) HIV-Infektion
Kategorie B
Krankheitssymptome oder Erkrankungen, die nicht in die AIDS-definierende Kategorie C fallen, dennoch aber der HIV-Infektion ursächlich zuzuordnen sind oder auf eine Störung der zellulären Immunabwehr hindeuten
Bazilläre Angiomatose
Oropharyngeale Candida-Infektionen
Vulvovaginale Candida-Infektionen, die entweder chronisch (>1 Monat) oder nur schlecht therapierbar sind
Zervikale Dysplasie oder Carcinoma in situ
Konstitutionelle Symptome wie Fieber über 38.5° oder eine länger als 4 Wochen bestehende Diarrhoe
Orale Haarleukoplakie (OHL)
Herpes zoster bei Befall mehrerer Dermatome oder nach Rezidiven in einem Dermatom
Idiopathische thrombozytopenische Purpura
Listeriose
Entzündungen des kleinen Beckens, besonders bei Komplikationen eines Tuben- oder Ovarialabszesses
Periphere Neuropathie
Kategorie C
AIDS-definierende Erkrankungen
Pneumocystis-jiroveci-Pneumonie (PcP)
Toxoplasma-Enzephalitis
Candida-Infektion der Speiseröhre oder Befall von Bronchien, Luftröhre oder Lungen
Chronische Herpes-simplex-Ulzera oder Herpes-Bronchitis, Herpes-Pneumonie oder -Ösophagitis
CMV-Retinitis
Generalisierte Zytomegalie-Infektion (nicht von Leber oder Milz)
Rezidivierende Salmonellen-Septikämien
Rezidivierende Pneumonien innerhalb eines Jahres
Extrapulmonale Kryptokokkose
Chronische intestinale Kryptosporidiose
Chronische intestinale Isosporiasis
Disseminierte oder extrapulmonale Histoplasmose
Tuberkulose
Infektionen mit Mycobacterium avium complex (MAC) oder Mycobacterium kansasii, disseminiert oder extrapulmonal
Kaposi-Sarkom
Maligne Lymphome (Burkitt’s, immunoblastisches oder primär zerebrales Lymphom)
Invasives Zervixkarzinom
HIV-Enzephalopathie
Progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML)
Wasting-Syndrom (HIV-Kachexiesyndrom)
Laborkategorie | A | B | C | |
(CD4-Zellen/µl) | (asymptomatisch) | (Symptome, kein AIDS) | (Symptome, AIDS) | |
1: | >=500 | A1 | B1 | C1 |
2: | 200-499 | A2 | B2 | C2 |
3: | <200 | A3 | B3 | C3 |
CD4-Rezeptor: an der Oberfläche bestimmter Zellen (u.a. Monozyten, Makrophagen, CD4-Zellen) vorhandenes spezifisches Protein, an das Antigene binden können. HIV bindet mit seinem Hüllprotein gp120 am CD4-Rezeptor von Körperzellen; mit CD4-Bindungsinhibitoren wird versucht, diesen Vorgang zu hemmen.
CD4-Zellen: auch T-Helferzellen; Untergruppe der T-Lymphozyten, die durch einen CD4-Rezeptor an der Zelloberfläche charakterisiert sind; sie erkennen im Rahmen der Immunantwort u.a. nach Antigenpräsentation entsprechende Antigene und aktivieren B-Lymphozyten; Einteilung in zwei Gruppen: TH1-Zellen, die v.a. Interferon gamma und Tumor-Nekrose-Faktoren bilden und die zelluläre Immunantwort aktivieren, und TH2-Zellen, die die Interleukine 4, 6, und 19 bilden und überwiegend die humorale Immunantwort stimulieren. Bei HIV-Infektion kommt es nach Bindung von HIV an den CD4-Rezeptor u.a. zur Infektion von CD4-Zellen, deren absolute Zahl und prozentualer Anteil an der Gesamtlymphozytenzahl im Verlauf der Infektion abnimmt. Die CD4-Zellzahl wird als Surrogatmarker für die Beurteilung des Infektionsverlaufs verwendet, wobei zu berücksichtigen ist, daß starke Schwankungen (um 50-100 Zellen/µl) aufgrund anderer Faktoren möglich sind (u.a. Labormethoden, banale Infekte, vorausgegangene Schutzimpfungen); aussagekräftiger ist die Bestimmung der CD4/CD8-Ratio.
CD8-Zellen: auch Suppressorzellen; Untergruppe der T-Lymphozyten, die durch einen CD4-Rezeptor an der Zelloberfläche charakterisiert sind und im Rahmen einer Immunantwort u.a. die Bildung von Antikörpern und andere Reaktionen unterdrücken können. Bei HIV-Infektion ist ihre Zahl im Verhältnis zu den CD4-Zellen erhöht; vgl. CD4/CD8-Ratio.
Cefmetazol: Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine, das z.B. bei schweren Staphylokokken-Infektionen verwendet wird. UAW: u.a. allergische Reaktionen.
Cefoxitin: Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine, das z.B. bei Harnweginfektionen und Sepsis verwendet wird. UAW: u.a. allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen.
Ceftriaxon: Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine, das z.B. bei schweren bakteriellen Infektionen und Sepsis verwendet wird. UAW: u.a. allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörungen.
Celgosivir: auch MX-3253; Prodrug von Castanospermin, das in Studien zur Therapie der Hepatitis C untersucht wird (Maturationsinhibitor). UAW: u.a. Erhöhung der Kreatinkinase.
Celsentri: Handelsname für Maraviroc.
Centers for Disease Control and Prevention: CDC; 1946 gegründete US-Bundesbehörde mit Sitz in Atlanta; Aufgaben sind u.a. die epidemiologische Erfassung von Krankheiten, der Schutz vor Infektionskrankheiten und gesundheitlichen Risiken sowie umweltmedizinischen Gefahren (http://www.cdc.gov).
Cephalosporine: ursprünglich aus dem Schimmelpilz Cephalosporium acremonium gewonnene Substanz, die als Arzneimittel gegen zahlreiche Bakterien wirksam sind (Breitband-Antibiotika). Verwendung z.B. von Cefmetazol, Cefoxitin oder Ceftriaxon bei bakteriellen Infektionen. UAW: u.a. allergische Reaktionen.
Chemokine: sog. chemotactic cytokines; von verschiedenen Zellen gebildete Botenstoffe (chemotaktische Zytokine), die u.a. Leukozyten im Rahmen von Entzündungsvorgängen oder Abwehrreaktionen zu einer Einwanderung in bestimmte Gewebe veranlassen oder Immunzellen aktivieren, indem sie an deren Chemokinrezeptoren binden; Einteilung nach chemischen Eigenschaften in unterschiedliche Gruppen, z.B. CC-, CCL- oder CXC-Chemokine.
Chemokinrezeptoren: Rezeptoren an der Oberfläche verschiedener Körperzellen, die die Bindungsstelle für Chemokine sind und extrazelluläre Signale in das Zellinnere weiterleiten (Transmembranproteine); Einteilung nach chemischen Eigenschaften in unterschiedliche Gruppen, z.B. CCR, CXCR; CCR5 und CXCR4 sind als Korezeptoren bei der Bindung von HIV an CD4-Rezeptoren bedeutsam.
Chemokinrezeptorenblocker: Substanzen oder Arzneimittel, die die Bindung von HIV an die Chemokinrezeptoren CCR5 oder CXCR4 und damit den Eintritt von HIV in Zellen hemmen (sog. Entry-Inhibitoren).
Chemotherapeutika: natürlich vorkommende oder synthetisch hergestellte Substanzen und Arzneimittel, die durch Stoffwechseleffekte eine (gezielte) schädigende Wirkung auf Krankheitserreger und Tumorzellen haben; zu ihnen werden u.a. Antibiotika, Antimykotika, Sulfonamide und Zytostatika gerechnet.
Chemotherapie: Behandlung mit Chemotherapeutika, oft gleichbedeutend mit Zytostatika-Therapie von bösartigen Tumoren verwendet.
Chinolone: frühere Bez. Gyrasehemmer; Substanzen, die durch Einwirkung auf das bakterielle Enzym Gyrase bakterizid wirken (Antibiotika). Verwendung als Arzneimittel z.B. bei Harnweginfektionen und Durchfallerkrankungen.
Chlamydien-Infektionen: sexuell übertragbare Infektionen durch Chlamydien, intrazellulär lebende Bakterien. Wichtigste Vertreter sind: Chlamydia trachomatis; Gruppe mit mehreren, in ihrer Pathogenität deutlich verschiedenen Untergruppen (sog. Serovaren). Serovare A-C verursachen die Augenkrankheit Trachom, Serovare D-K sind die häufigsten Erreger der nicht-gonorrhoischen Harnröhrenentzündung (Urethritis), außerdem u.a. von Zervix-, Eileiter oder Nebenhodenentzündungen; durch Mutter-Kind-Übertragung während der Geburt kann es bei Neugeborenen zu einer Augenbindehautentzündung kommen; Serovare L1-L3 sind Erreger des Lymphogranuloma venereum. Therapie z.B. mit Tetracyclin, Erythromycin, Cotrimoxazol. Chlamydia psittaci; Erreger von Papageienkrankheit und atypischen Lungenentzündungen beim Menschen. Chlamydia pneumoniae; seltener Erreger von Lungenentzündungen.
CHMP: Abk. für Committee for Medicinal Products for Human Use.
Cholangitis: entzündliche Erkrankung der Gallengänge.
Cholesterin: ein Lipoid (fettähnliche Substanz), das überwiegend als sog. exogenes Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen wird und im menschlichen Organismus in freier Form sowie gebunden als Cholesterinester vorkommt; biochemisch u.a. Vorstufe von Gallensäuren und Steroidhormonen sowie wesentlicher Bestandteil zahlreicher Körperstrukturen (z.B. Zellmembran, Nervenscheiden). Als Hypercholesterinämie werden Erhöhungen, als Hypocholesterinämie Erniedrigungen der im Blut meßbaren Konzentration bezeichnet.
Cholezystitis: entzündliche Erkrankung der Gallenblase.
Cholinesterase: Enzym, dessen meßbare Konzentration im Blut u.a. bei Lebererkrankungen erhöht ist.
Choroiditis: Entzündung der Aderhaut (Choroidea) des Auges; Vorkommen u.a. bei Toxoplasmose, Tuberkulose, Syphilis oder Candida-Mykosen.
Chororetinitis: auch Retinochoroiditis; Entzündung von Aderhaut (Choroidea) und Netzhaut (Retina) des Auges; Vorkommen z.B. bei Toxoplasmose.
Christmas-Krankheit: s. Hämophilie B.
Ciclopirox: Arzneimittel, das zur lokalen Therapie von Pilzerkrankungen angewendet wird (Antimykotikum). UAW: u.a. Haut- bzw. Schleimhautreaktionen.
Cidofovir: antiviral wirksames Arzneimittel (Nukleosidanalogon), das intravenös bei Zytomegalie und als Gel zur lokalen Behandlung von Herpesläsionen verwendet wird. UAW: bei intravenöser Anwendung u.a. Neutropenie, gastrointestinale Störungen; zur Verringerung von Nephrotoxizität und Nierenfunktionsstörungen gemeinsame Gabe mit Probenecid und physiologischer Kochsalzlösung.
CIDP: Abk. für chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuroradikulitis, s. Guillain-Barré-Syndrom.
CIN: Abk. für (engl.) cervical intraepithelial neoplasia, zervikale intraepitheliale Neoplasie, Zervixdysplasie; Gewebeveränderungen (Neoplasie) im Plattenepithel des Gebärmutterhalses. Ursache: Papillomavirus-Infektionen (v.a. HPV 16, 18); wesentlich häufigeres Vorkommen bei HIV-Infektion. Einteilung: CIN I mit leichter Dysplasie; CIN II mit mittelschwerer Dysplasie; CIN III mit schwerer Dysplasie und Carcinoma in situ, Vorstadium (Präkanzerose) eines Zervixkarzinoms. Diagnose: Papanicolaou-Abstrich und Zytodiagnostik. Therapie: abhängig vom Stadium Konisation oder chirurgische Exzision und Strahlentherapie. Prophylaxe: Schutzimpfung gegen humane Papillomaviren.
Ciprofloxacin: Arzneimittel mit antibakterieller Wirksamkeit (Chinolon), das z.B. bei Salmonellen-Septikämie und Tuberkulose verwendet wird. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen.
CIS: Abk. für Carcinoma in situ.
Clarithromycin: Makrolid-Antibiotikum, das z.B. bei Tuberkulose und bakteriellen Infektionen verwendet wird. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen.
Clevudin: auch L-FMAU; experimentelles antivirales Medikament (Nukleosidanalogon), das in klinischen Studien zur Behandlung der Hepatitis B untersucht wird. UAW: u.a. Leberwerterhöhungen.
Clindamycin: Arzneimittel, das bei verschiedenen Infektionskrankheiten verwendet wird (Antibiotikum), u.a. bei zerebraler Toxoplasmose. UAW: u.a. Durchfall, allergische Reaktionen.
Clostridium-Infektionen: Infektionen mit Bakterien der Gattung Clostridium, insbesondere Clostridium difficile, die zu einer schweren Darmentzündung mit wäßrigen Durchfällen führen können. Therapie z.B. mit Metronidazol oder Vancomycin.
Clotrimazol: Arzneimittel, das lokal bei verschiedenen Hautpilzerkrankungen angewendet wird (Antimykotikum). UAW: u.a. Hautreaktionen.
CMV: Abk. für (engl.) Cytomegalovirus, Zytomegalievirus, das humane Herpesvirus Typ 5 (HHV-5); Erreger der Zytomegalie.
Coccidioides-Mykose: s. Kokzidioidomykose.
Codein: morphinartiges, hustendämpfendes und schmerzstillendes Mittel (Opioid), das als Arzneimittel zur Behandlung von Reizhusten und (selten) in der Substitutionstherapie verwendet wird. UAW: u.a. Sedierung, Verstopfung.
Colestyramin: Arzneimittel zur Senkung erhöhter Blutfette (Lipidsenker). UAW: u.a. Hautreaktionen, gastrointestinale Störungen, Leberwerterhöhungen.
Combivir: Handelsname für Kombinationspräparat mit Lamivudin und Zidovudin.
Coming out: wörtlich (engl.) Herauskommen; ursprünglich Bez. für die Mitteilung der eigenen Homosexualität an Personen des sozialen Umfelds; heute auch als Bez. für die Mitteilung einer HIV-Infektion verwendet.
Committee for Medicinal Products for Human Use: CHMP; wissenschaftlicher Ausschuß der European Medicines Agency (EMEA), der u.a. Empfehlungen zu neuen Humanarzneimitteln abgibt.
Community Advisory Board: Abk. CAB; (engl.) Bez. für Mitte der 1980er Jahre zunächst in den USA und Europa entstandene, beratend tätige Gruppen von Menschen mit HIV und AIDS, Therapieaktivisten, Interessenvertretern, Angehörigen und auch Mitarbeitern von Nichtregierungsorganisationen, die an der Planung von klinischen Studien, Präventions- und Informationskampagnen oder Impfstoffstudien mitwirken; Ziele sind u.a. eine nachhaltige Beteiligung von Menschen mit HIV durch Berücksichtigung ihrer Fragestellungen und Interessen; wichtige Arbeitsfelder sind u.a. die Prüfung von Studienprotokollen oder Forschungsvorhaben im Hinblick auf 1. die zu untersuchenden Fragestellungen; 2. Ein- und Ausschlußkriterien für Studienteilnehmer; 3. praktische Aspekte der Studiendurchführbarkeit; 4. Verständlichkeit der Informationen für Studienteilnehmer und 5. Datenschutz. Stand zunächst der Zugang zu experimentellen Medikamenten im Vordergrund, so werden heute Aspekte der Patientensicherheit und der Schutz von Patientenrechten zunehmend bedeutsamer; durch ihre Mitwirkung an nationalen und internationalen Konferenzen repräsentieren CABs die Interessen betroffener Menschen auch im Rahmen wissenschaftlicher Veranstaltungen.
Compassionate-Use-Programme: Bez. für Verfahren, die Patienten, für die es keine anderen Behandlungsoptionen gibt, im Einzelfall Zugang zu experimentellen Medikamenten ermöglichen (sog. Anwendung aus Mitgefühl oder humanitären Gründen); in Deutschland können von pharmazeutischen Herstellern Substanzen für eine Anwendung bei Patienten zur Verfügung gestellt werden, die an einer zu einer schweren Behinderung führenden Erkrankung leiden oder deren Krankheit lebensbedrohend ist und die mit einem zugelassenen Arzneimittel nicht zufriedenstellend behandelt werden können.
Compliance: (engl.) Fügsamkeit, Nachgiebigkeit; Fachbez. für 1. Fähigkeit bzw. Bereitschaft von Patienten, ärztlichen Anweisungen und Therapievorgaben zu folgen (sog. Therapietreue). Vgl. Adhärenz. 2. Dehnbarkeit von Lunge und Brustkorb.
Condylomata acuminata: auch Feigwarzen, Genitalwarzen; sexuell übertragbare Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV 6, 11). Als Symptome treten Wochen bis Monate nach Infektion zunächst punktförmige Knötchen, später blumenkohlartige Wucherungen an Vulva und Vagina bzw. Vorhaut und Eichel oder in der Analregion auf; bei längerem Bestehen oder Immunschwäche z.T. mit erheblichem Wachstum (v.a. im Bereich von Zervix und Anus) und Neigung zu invasivem Wachstum, Fistelbildung und Gefahr einer malignen Entartung v.a. im Bereich von Gebärmutterhals (CIN) und Anus (AIN). Therapie je nach Lokalisation und Ausmaß entweder medikamentös mit lokaler Applikation von Warzenmitteln, Retinoiden, Immunmodulatoren (Imiquimod, Interferon-alpha) oder Zytostatika; evtl. chirurgische Entfernung.
Condylomata lata: breite, knötchenförmige Epithelwucherungen im Stadium II einer Syphilis.
Condylomata plana: flache Kondylome; sexuell übertragbare Infektion durch humane Papillomaviren (HPV 16, 18) mit flachen warzenartigen Gewebewucherungen v.a. im Bereich von Gebärmutterhals und Vagina, seltener Vorhaut; das Risiko für die Entstehung bösartiger Tumoren ist erhöht.
Cortison: auch Kortison; natürliches Hormon der Nebennierenrinde. Synthetische Cortisonabkömmlinge (z.B. Prednison) hemmen u.a. Immunreaktionen und wirken entzündungshemmend; sie beeinflussen den Wasserhaushalt und Stoffwechsel. Therapeutische Verwendung u.a. bei Nebennierenrindeninsuffizienz, rheumatischen und allergischen Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten und chronischer inflammatorischer demyelinisierender Polyneuroradikulitis; kurzfristige Gabe u.a. bei Pneumocystis-Pneumonie.
Cotrimoxazol: Kombinationspräparat mit Trimethoprim (Chemotherapeutikum) und Sulfamethoxazol (Sulfonamid), das z.B. bei Harnweginfektionen sowie zur Therapie und Prophylaxe der Pneumocystis-Pneumonie verwendet wird. UAW: u.a. allergische Hautreaktionen, Übelkeit, Störungen der Blutbildung.
Cotton-wool-Herde: (engl.) Baumwollherde; weiße, wolkige Flecken auf der Augennetzhaut; Vorkommen bei Netzhauterkrankungen (Retinopathie), Verschlüssen von Blutgefäßen oder als Zeichen einer Entzündung.
Coviracil: frühere Bez. für Emtricitabin.
CRF: Abk. für (engl.) circulating recombinant forms; zirkulierende rekombinante Formen eines Virus mit jeweils unterschiedlichen genetischen Eigenschaften, die bei Koinfektionen mit verschiedenen viralen Subtypen entstehen können.
Crixivan: Handelsname für Indinavir.
Cryptosporidium: ein Protozoon; Erreger der Kryptosporidiose.
CSF: Abk. für (engl.) colony-stimulating factor, koloniestimulierender Faktor; Wachstumsfaktoren (Zytokin), die eine Bildung von Granulozyten bzw. Makrophagen stimulieren. Vgl. G-CSF, GM-CSF.
CTL: Abk. für (engl.) cytotoxic T lymphocytes, zytotoxische T-Lymphozyten.
CXCR4: Chemokinrezeptor, der für die Bildung von B-Zellen, Blutzellen und die Entwicklung von Nervenzellen wichtig ist und an den das Chemokin SDF-1 bindet; er wird als Korezeptor bei der Bindung von HIV an Zellen v.a. in späten Phasen einer HIV-Infektion genutzt. Ein Fehlen oder eine vollständige Ausschaltung in Tierversuchen ist mit einem Absterben während der Fetalentwicklung assoziiert.
CXCR4-Blocker: Substanzen, die am Chemokinrezeptor CXCR4 binden (Chemokinrezeptorenblocker) und den Eintritt von HIV in Zellen hemmen.
Cyclophosphamid: Arzneimittel (Zytostatikum), das z.B. zur Behandlung von Leukämien und malignen Lymphomen verwendet wird. UAW: u.a. Störungen der Blutbildung, gastrointestinale Störungen, Blasenentzündungen.
Cycloserin: Wirkstoff zur Kombinationstherapie der Tuberkulose (Tuberkulostatikum). UAW: u.a. gastrointestinale und neurologische Störungen, Krampfanfälle.
CYP: Abk. für Zytochrom.
Cytarabin: Arzneimittel (Zytostatikum), das z.B. zur Behandlung von Leukämien und Non-Hodgkin-Lymphomen verwendet wird. UAW: u.a. Blutbildveränderungen, gastrointestinale Störungen, Leberschädigungen, Hautrötungen.
Cytochrom: s. Zytochrom.
Cytomegalovirus: Abk. CMV, Zytomegalievirus, das humane Herpesvirus Typ 5 (HHV-5); Erreger der Zytomegalie.
© Stephan Dressler, Berlin. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werks darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Weise verwendet werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie Angebote auf Internetseiten oder Onlinediensten. Zuletzt aktualisiert am: 17.03.2008 /