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HIV/AIDS-Taschenlexikon – S –

HIV/AIDS-Taschenlexikon – S –

2 HIV/AIDS Taschenlexikon

S

SAE: Abk. für (engl.) serious adverse event; ein schweres, unerwünschtes Ereignis bei Einnahme eines Arzneimittels oder eines in klinischen Studien befindlichen experimentellen Medikaments, das in einem zeitlichen, nicht aber notwendigerweise ursächlichen Zusammenhang mit der Einnahme beobachtet wird. Unterteilung nach Schwere der Symptome und Gefährdung in vier Schweregrade: Grad 1 minimal und vorübergehend; Grad 2 keine Einschränkung beruflicher Aktivitäten; Grad 3 Beeinträchtigungen von Aktivitäten des täglichen Lebens; Grad 4 intensive Behandlung erforderlich, lebensbedrohlicher Verlauf möglich. Von den SAE zu unterscheiden sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW).

säurefeste Stäbchen: von einer Lipidschicht umhüllte stäbchenförmige Bakterien, die in der mikrobiologischen Diagnostik zur Identifikation von Krankheitserregern verwendete saure Farblösungen nur schlecht annehmen; Nachweis der sog. Säurefestigkeit z.B. bei Mykobakterien in der Diagnostik von Tuberkulose und atypischen Mykobakteriosen.

Safer Sex: wörtlich (engl.) sichereres Sexualverhalten; in den 1980er Jahren entstandene Bez. für sexuelle Praktiken, bei denen eine Übertragung von HIV (und z.T. anderer sexuell übertragbarer Infektionen) sehr unwahrscheinlich ist; mit der Bezeichnung kommt zum Ausdruck, daß eine Risikoreduzierung möglich, eine vollständige Risikoausschaltung (Safe Sex) aber nur in Ausnahmefällen realistisch ist (z.B. ausschließliche Beschränkung auf Masturbation). Neben partnerschaftlicher Treue werden im Einzelnen empfohlen: 1. Vermeiden von Kontakten mit fremden Körperflüssigkeiten, insbesondere mit Sperma, Vaginalsekret und Blut; 2. bei penetrierenden Sexualkontakten (Analverkehr, Vaginalverkehr) Verwendung von Kondomen und geeigneten Gleitmitteln, bei Fistfucking Verwendung von Latexhandschuhen und geeigneten Gleitmitteln; 3. Verwendung eines Sexspielzeugs nur bei einer Person, danach Desinfektion. Küssen wird als risikolos betrachtet, Fellatio (ohne Verschlucken von Sperma) Ani- und Cunnilingus als sehr risikoarm in Bezug auf eine HIV-Infektion, nicht aber andere sexuell übertragbare Infektionen; bei Cunnilingus und Anilingus (sog. Rimming) bieten Latexfolien Schutz. Die Einhaltung der Regeln für Safer Sex wird u.a. begünstigt durch einen flächendeckenden, niedrigschwelligen Zugang zu Informations- und Präventionsangeboten und zunehmende sexuelle Erfahrung; sie wird u.a. beeinträchtigt durch psychische Krisen und situative Faktoren (z.B. Alkohol- oder Rauschmitteleinfluß, anonyme Sexualkontakte).

Safer Sniffing: wörtlich (engl.) sichereres Schnupfen; Bez. für Praktiken der nasalen Applikation von Drogen, bei denen eine Übertragung von HIV und Hepatitis unwahrscheinlich ist und weitere Gesundheitsrisiken verringert werden; empfohlen werden die Vermeidung einer gemeinsamen Benutzung von Schnupfröhrchen durch mehrere Konsumenten, eine gründliche Reinigung der Nase vor Konsum und zur Vermeidung lokaler Folgeschäden eine sorgfältige Nasenpflege.

Safer Use: wörtlich (engl.) sichererer Gebrauch; in den 1980er Jahren entstandene Bez. für Praktiken des Drogengebrauchs, bei denen eine Übertragung von HIV unwahrscheinlich ist; empfohlen wird die Vermeidung einer gemeinsamen Benutzung von Injektionsbestecken (sog. Needle Sharing) oder Schnupfröhrchen durch mehrere Konsumenten, die Benutzung jeweils nur des eigenen Zubehörs (z.B. Löffel) sowie die Verwendung steriler Nadeln und Spritzen; vgl. Harm Reduction.

Salmonellosen: meldepflichtige Infektionen mit Bakterien der Gattung Salmonella (z.B. Salmonella typhimurum, Salmonella enteritidis), die zu Erbrechen und wäßrigen Durchfällen führen können; bei Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit Immunschwäche häufig schwere Verläufe mit sog. Salmonellen-Septikämie und ausgeprägten Allgemeinsymptomen, Schüttelfrost, hohem Fieber und evtl. Kreislaufversagen. Therapie mit Antibiotika.

Salvage-Therapie: von (engl.) retten; Bez. für eine Behandlung, die nach einem Versagen von Standardtherapien und vorangegangenen Therapieversuchen evtl. unter Einsatz neuer Kombinationstherapien, noch nicht zugelassener Medikamente oder experimenteller Therapieformen erfolgt.

Saquinavir: Abk. SQV, Handelsname Invirase; antiretroviral wirksames Arzneimittel (Proteaseinhibitor) zur Kombinationstherapie einer HIV-Infektion. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Fettstoffwechselstörungen.

Sarcoma idiopathicum multiplex haemorrhagicum: selten verwendete Fachbez. für Kaposi-Sarkom.

Sargramostim: rekombinanter humaner Granulozyten-Makrophagen-koloniestimulierender Faktor (GM-CSF), der zur Therapie von Neutropenien nach einer Chemotherapie verwendet wird. UAW: u.a. Knochenschmerzen.

s.c.: Abk. für subkutan.

Scabies norvegica: auch Boeck-Skabies, s. Skabies.

Scheidenentzündung: umgangssprachliche Bez. für Vaginitis.

Scheidenpilz: entzündliche Pilzinfektion der Vagina, v.a. durch Candida albicans; s. Candida-Mykosen, Vaginitis.

schleichend: bezeichnet ein langsam einsetzendes Ereignis, z.B. als einen schleichenden Krankheitsverlauf im Unterschied zu einem fulminanten Verlauf.

Schluckbeschwerden: auch Dysphagie; Beschwerden wie z.B. ein Enge- oder Fremdkörpergefühl oder Schmerzen, die beim Schluckvorgang auftreten; sie können auf eine Erkrankung des Mund-Rachen-Raums oder der Speiseröhre hinweisen, werden nicht selten von psychischen Faktoren beeinflußt oder können arzneimittelassoziiert (Größe bzw. Beschaffenheit oder Geschmack von Pillen oder Kapseln) sein.

Schmerzmedikamente: s. Analgetika.

Schmierinfektion: Übertragung von Krankheitserregern durch unmittelbaren Kontakt mit verschmiertem infektiösem Material, z.B. fäkal-orale Übertragung von Hepatitis-A-Viren.

Schnelltest: Bez. für labormedizinische Untersuchungsverfahren, bei denen Ergebnisse in kurzer Zeit (Minuten) vorliegen, z.B. Blutzuckerschnelltests. HIV-Schnelltests beruhen auf dem Prinzip des HIV-Antikörpertests mit Nachweis von Antikörpern in Blut, Speichel oder anderem Untersuchungsmaterial; sie verkürzen den Zeitraum zwischen Infektionszeitpunkt und Nachweis nicht. Positive Reaktionen müssen in jedem Fall durch einen Bestätigungstest überprüft werden, vgl. HIV-Diagnostik. Einem sinnvollen Einsatz nach Beratung und Aufklärung z.B. in Situationen, in denen eine Postexpositionsprophylaxe erwogen wird oder es keine andere Testmöglichkeit gibt, steht das Risiko mißbräuchlicher Anwendungen gegenüber.

Schnittentbindung: (lat.) Sectio, sog. Kaiserschnitt; operative Entbindung zur Beendigung der Schwangerschaft durch chirurgische Eröffnung der Gebärmutter (Uterus) bei gesundheitlicher Gefährdung des Kindes oder der Mutter; bei mütterlicher HIV-Infektion Durchführung (in Verbindung mit einer antiretroviralen Therapie) zur Prophylaxe einer Mutter-Kind-Übertragung als sog. primäre Sectio vor Einsetzen der Wehen in Abhängigkeit von der Viruslast.

Schnupfröhrchen: Röhrchen aus unterschiedlichen Materialien zur nasalen Applikation von Drogen (u.a. Kokain); durch sie können Verletzungen der Nasenschleimhäute entstehen und Infektionen (u.a. HIV-Infektion, Hepatitis) übertragen werden, daher sollten Schnupfröhrchen nicht mit anderen Konsumenten gemeinsam verwendet werden; vgl. Safer Sniffing.

Schutzimpfung: s. Impfung.

Schwangerschaft: auch Gravidität; bezeichnet den Zeitraum von der Befruchtung bis zur Geburt; bei mütterlicher HIV-Infektion besteht das Risiko einer Infektion des Kindes; etwa 10% aller kindlichen Infektionen ereignen sich während der Schwangerschaft (die Mehrzahl der Infektionen erfolgt unmittelbar vor oder während der Geburt, s. Mutter-Kind-Übertragung); entsprechend den Mutterschaftsrichtlinien sollte allen Schwangeren die Durchführung eines HIV-Antikörpertests angeboten werden. Die Entscheidung darüber, ob während einer Schwangerschaft eine antiretrovirale Kombinationstherapie begonnen werden sollte, orientiert sich i.d.R. an den allgemeinen Kriterien für einen Therapiebeginn; in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten (1. Trimenon) sind Nutzen und Risiken besonders sorgfältig abzuwägen (evtl. Gefahr von Fehlbildungen durch embryotoxische Arzneimittel); eine bereits begonnene Therapie sollte (ggf. nach Austausch potentiell schädigender Arzneimittel) i.d.R. fortgesetzt werden; zur Prophylaxe einer Mutter-Kind-Übertragung werden eine (Zidovudin-haltige) antiretrovirale Kombinationstherapie der Mutter sowie eine Postexpositionsprophylaxe beim Neugeborenen angeraten; nähere Informationen geben u.a. die von der Deutschen AIDS-Gesellschaft veröffentlichten Deutsch-Österreichischen Empfehlungen zur HIV-Therapie in der Schwangerschaft.

Schwangerschaftsverhütung: s. Kontrazeption.

Screening: sog. Reihenuntersuchung; Durchführung diagnostischer Maßnahmen in der Gesamtbevölkerung oder bestimmten Gruppen mit dem Ziel, klinisch unauffällige Träger eines Merkmals (z.B. einer Stoffwechselstörung) bzw. asymptomatische Krankheitsträger (z.B. einer Tumorerkrankung) zu erkennen und zu behandeln. Dies ist prinzipiell auch für Infektionen und übertragbare Krankheiten möglich; ein Screening zum Infektionsschutz ist jedoch nur in Sonderfällen sinnvoll, z.B. von Blutspendern auf HIV-, Hepatitis- und andere Infektionen.

SDF-1: Abk. für (engl.) stromal cell-derived factor 1; ein Chemokin (CXCL12), das u.a. an der Bildung von Lymphozyten und während der Fetalentwicklung an der Entstehung von Knochenmark- und Nervenzellen beteiligt ist und an CXCR4 bindet.

Seborrhiasis: selten verwendete Bez. für das gleichzeitige Auftreten von Psoriasis und seborrhoischer Dermatitis.

seborrhoische Dermatitis: auch seborrhoisches Ekzem; entzündliche, chronisch-rezidivierende Hauterkrankung mit Juckreiz, Rötung, Papeln, Bläschen, Schuppung oder Krustenbildung (Ekzem) v.a. in talgdrüsenreichen Regionen (Kopf und Gesicht, Schweißrinnen, Genitalbereich); ursächlich sind evtl. Infektionen mit bestimmten Subtypen des Flaschenpilzes Pityrosporum ovale. Häufigeres Vorkommen bei HIV-Infektion, insbesondere bei Immunschwäche, möglicherweise als Indikator für einen Übergang vom Latenzstadium in ein symptomatisches Stadium; häufig (als sog. Seborrhiasis) gleichzeitiges Auftreten einer Psoriasis. Behandlung lokal mit Antimykotika, evtl. Glukokortikoidsalben.

Sectio: wörtlich (lat.) Schnitt; Kurzbez. für Schnittentbindung.

Sekundärinfektion: sog. Zweitinfektion als Ansteckung mit einem weiteren, anderen Krankheitserreger bei einer bereits bestehenden Infektion.

Sekundärprophylaxe: Maßnahmen zur Verhinderung des erneuten Auftretens einer Krankheit.

Sensitivität: bezeichnet die Wahrscheinlichkeit von Tests oder labormedizinischen Untersuchungsverfahren, einen tatsächlich vorliegenden Sachverhalt oder Erkrankungsfälle durch ein positives Testergebnis richtig zu erkennen. Die Sensitivität gibt z.B. beim HIV-Antikörpertest den Anteil der HIV-Infizierten an, bei denen tatsächlich eine Infektion vorliegt. Vgl. Spezifität.

Sentinel-Erhebungen: epidemiologische Fachbez. für stichprobenartige, nichtnamentliche Datenerhebungen in der Gesamtbevölkerung oder bestimmten Gruppen mit dem Ziel, die Verbreitung übertragbarer Krankheiten oder den Anteil der gegen eine Infektion nicht geschützten (nicht immunen) Personen zu erfassen; im Infektionsschutzgesetz vorgesehene Methode der Surveillance.

Sepsis: sog. Blutvergiftung; das Eindringen von Krankheitserregern (meist Bakterien, seltener Pilze, Parasiten oder andere Erreger) in die Blutbahn, verbunden mit einer Allgemeinreaktion des Körpers, hohem Fieber, Schüttelfrost und schweren Allgemeinsymptomen.

serious adverse event: (engl.) schweres, unerwünschtes Ereignis, SAE.

serodiskordant: bezeichnet unterschiedliche Befunde bei der Untersuchung des Serums von Paaren, i.e.S. den HIV-Antikörpernachweis bei nur einem Partner oder einem Zwilling.

serokonkordant: bezeichnet gleiche Befunde bei der Untersuchung des Serums von Paaren, i.e.S. den HIV-Antikörpernachweis bei beiden Partnern oder Zwillingen.

Serokonversion: das Auftreten von Antikörpern gegen ein Antigen (z.B. von Bakterien oder Viren) in einem zuvor für diese Antikörper negativen Serum; der entsprechende Nachweistest für diese Antikörper wird positiv. Während der Ausbildung einer Immunantwort gegen HIV kann es zu einer Serokonversionskrankheit mit allgemeinen Krankheitssymptomen kommen, s. akute HIV-Infektion.

Serosorting: (engl.) Bez. für Auswahl von Sexualpartnern nach ihrem HIV-Status und Praktizierung von Sexualkontakten unter bewußtem Verzicht auf Safer Sex mit Personen desselben Serostatus.

sexuelle Funktionsstörungen: auch sexuelle Dysfunktionen; Sammelbezeichnungen für Störungen der Sexualreaktion in Bezug auf körperliche Funktion und subjektives Erleben; unterschieden werden u.a.: 1. Störungen der sexuellen Appetenz (sog. Libidostörungen) mit Minderung der sexuellen Aktivitäten, selten auch gesteigerter Appetenz; 2. Störungen der sexuellen Erregung, u.a. als Erektionsstörungen oder mangelnde Lubrikation der Scheide; 3. Störungen der Orgasmusphase (sog. Orgasmusstörungen) mit Ejakulationsstörungen, verzögertem Orgasmus, Anorgasmie oder vorzeitigem Orgasmus; 4. substanzinduzierte sexuelle Funktionsstörungen, z.B. durch Arzneimittel, Alkohol oder andere Drogen. Bei HIV-Infektion wird ein vermehrtes Vorkommen sexueller Funktionsstörungen beobachtet; als Gründe hierfür werden psychische Faktoren (Unsicherheit, Angst, Schuldgefühle), hormonelle Störungen (u.a. Testosteronmangel) und unerwünschte Arzneimittelwirkungen (u.a. von Proteaseinhibitoren, Levomethadon) diskutiert; in der Behandlung kann neben der Ausschaltung evtl. schädlicher Faktoren eine sexual- oder psychotherapeutische Intervention sinnvoll sein.

sexuell übertragbare Infektionen: auch sexuell übertragbare Krankheiten, STIs für (engl.) sexually transmitted infections, historisch auch als Geschlechtskrankheiten bezeichnet; von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeführte Bez. für Infektionen, die (unabhängig davon, ob sie eine Erkrankung verursachen) durch Sexualkontakte übertragen werden können; ihre Häufigkeit wird auf etwa 340 Millionen pro Jahr geschätzt, betroffen ist v.a. die Altersgruppe der 20-24-Jährigen. Nach Art der Erreger können unterschieden werden: Bakterielle Infektionen, z.B. Gonorrhoe, Syphilis und andere Treponematosen, Lymphogranuloma venereum, Ulcus molle, Chlamydien-Infektionen, Mykoplasmen-Infektionen; Pilzinfektionen, z.B. urogenitale Candida-Mykose; Virusinfektionen, z.B. Condylomata acuminata, virale Hepatitis, Herpes genitalis, HIV-Infektion, Zytomegalie; Protozoen-Infektionen, z.B. Trichomoniasis, Amöbiasis, Giardiasis; Ektoparasiten-Infektionen, z.B. Skabies (Krätze), Läusebefall (Filz- bzw. Schamlaus). Infektionen sind in Deutschland z.T. meldepflichtig nach den Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Bestehende sexuell übertragbare Infektionen (insbesondere mit ulzerierenden Veränderungen im Bereich der Genitalorgane) können eine Infektion mit HIV erleichtern; bei bestehender HIV-Infektion kann es zu einem rascheren und schwereren Verlauf einiger Infektionen kommen, daher ist bei HIV-Infizierten ein (in regelmäßigen Abständen wiederholtes) Screening auf sexuell übertragbare Infektionen zu empfehlen. Eine Prävention ist mehrheitlich durch verantwortliches Sexualverhalten und eine Vermeidung übertragungsrelevanter Praktiken möglich (vgl. Safer Sex), bei wenigen Infektionen auch durch Schutzimpfungen. Bei auffälligen Veränderungen im Genitalbereich (Ausfluß, Juckreiz, Rötungen, Schwellungen) ist ein umgehender Arztbesuch empfehlenswert, da bei frühzeitiger Therapie die Infektiosität gesenkt werden kann und vielfach eine völlige Abheilung möglich ist; ggf. sollte auch eine Partnermitbehandlung erfolgen, um Reinfektionen zu verhindern.

Shigellosen: Infektionen durch Bakterien der Gattung Shigella (z.B. Shigella dysenteriae, Shigella flexneri) mit schweren, wäßrigen Durchfällen (sog. bakterielle Dysenterie oder Bakterienruhr), Übelkeit, Erbrechen und Fieber; v.a. bei Kleinkindern und Menschen mit Immunschwäche sind lebensbedrohliche Verläufe möglich. Behandlung mit Antibiotika.

SHIV: rekombinante Mischviren (HIV-SIV-Chimären), die Bestandteile von HIV und SIV enthalten und virulenter sind als HIV; bestimmte SHIV-Varianten führen bei Makakenaffen zu einer raschen Erkrankung; Verwendung von SHIV in Tierversuchen u.a. in der HIV-Impfstoffentwicklung.

Sildenafil: Arzneimittel, das zur Behandlung von Erektionsstörungen verwendet wird (Phosphodiesterasehemmer). UAW: u.a. Arzneimittelwechselwirkungen (z.B. mit Proteaseinhibitoren), Blutdruckabfall, Kopfschmerz, Herz-Kreislauf-Störungen.

Simian Immunodeficiency Virus: (engl.) simianes Immundefizienzvirus, SIV.

Simvastatin: Arzneimittel zur Senkung erhöhter Blutfette (Lipidsenker). UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Leberwerterhöhungen, Hautausschläge, Wechselwirkungen mit Proteaseinhibitoren.

Sinusitis: akute oder chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen; bei HIV-Infektion vermehrtes Vorkommen v.a. bei Kindern (mit häufigen Rezidiven). Ursache können fortgeleitete Infektionen der oberen Atemwege, aber auch opportunistische Infektionen (Bakterien, Pilze, Protozoen) sein; Symptome sind Gesichts- und Kopfschmerz; Therapie mit abschwellend wirkenden Nasentropfen, Dampfbädern und Wärmeapplikation, ggf. Antibiotika und Stirnhöhlenspülung.

SIV: Abk. für (engl.) Simian Immunodeficiency Virus; Lentivirus aus der Familie der Retroviren, das bei Affen zu Infektionen und (selten) Immunschwäche führen kann. Mehrere Unterklassen werden unterschieden: SIV cpz (für engl. chimpanzee, Schimpanse), das eng verwandt mit HIV-1 ist; SIV sm (von engl. sooty mangabey, Mangabenaffen); SIV mac (von Rhesusmakaken), das eng mit HIV-2 verwandt ist; SIV gor (von Gorillas) mit Verwandtschaft zu HIV-1 O. SIV ist entwicklungsgeschichtlich Ursprungsvirus des humanen Immundefizienzvirus HIV; als mögliche Übertragungswege werden Blutkontakte im Zusammenhang mit Affenjagden in Afrika angenommen; der Zeitpunkt des Übergangs von SIV auf den Menschen wird auf vor 1930 datiert.

Skabies: sog. Krätze; infektiöse Hauterkrankung durch Sarcoptes scabiei (sog. Krätzmilbe); Übertragungsweg sind Kontaktinfektionen. Symptome sind bis 1 cm lange Gänge v.a. an Fingern, vorderer Achselfalte, Brustwarzenhof, Penis; starker Juckreiz, der bei Wärme zunimmt (z.B. nachts), oft ekzemartiger Hautausschlag, evtl. bakterielle Superinfektionen. Eine Sonderform ist die bei Immunschwäche auftretende Scabies norvegica (Boeck-Skabies) mit Hautrötung und Borkenbildungen an Händen und Füßen, die massenhaft Milben enthalten. Therapie z.B. durch Einreibungen mit Lindan-Emulsion, evtl. mit Ivermectin; Kleidungs- und Bettwäschewechsel. Eine Partnermitbehandlung wird empfohlen.

Skotom: Sehstörung mit teilweisem Gesichtsfeldausfall aufgrund herabgesetzter Wahrnehmungsempfindlichkeit innerhalb eines Netzhautbereichs; die Störung wird von Betroffenen nicht immer spontan wahrgenommen, sondern z.T. erst durch gezielte Selbstuntersuchung oder augenärztliche Untersuchung festgestellt. Vorkommen z.B. bei Netzhautschädigungen (Retinopathie), Augeninnendruckerhöhungen oder neurologischen Erkrankungen.

Slim Disease: in einigen afrikanischen Ländern verwendete (engl.) Bez. für Wasting-Syndrom.

Slow-Virus-Infektionen: (engl.) langsame Virusinfektionen; Bez. für virale Infektionen, die durch monate- bis jahrelange Inkubationszeiten und einen langsamen Krankheitsverlauf charakterisiert sind, z.B. Maedi-visna-Virusinfektionen beim Schaf mit Erkrankungen der Lunge und des Zentralnervensystems; vgl. Lentiviren.

Somatostatin: Hormon, das die Bildung von Wachstumshormon (Somatotropin) hemmt; Anwendung als Arzneimittel bei schweren Durchfallerkrankungen. UAW: u.a. Blutzuckerabfall, Hitzegefühl, Brechreiz.

Somatotropin: auch somatotropes Hormon, STH, Wachstumshormon; im Hypophysenvorderlappen gebildetes Hormon, das u.a. das normale Längenwachstum, die Bildung von Eiweissen (Proteinsynthese) und den Fettabbau (Lipolyse) stimuliert. Verwendung von rekombinantem Wachstumshormon (rhGH, Somatropin) u.a. in der Behandlung von Fettakkumulation und Wasting-Syndrom.

Somatropin: rekombinantes menschliches Wachstumshormon (rhGH), das zur Behandlung von Fettakkumulation und Wasting-Syndrom verwendet wird. UAW: u.a. Muskel- und Gelenkschmerzen, Mißempfindungen, Karpaltunnelsyndrom.

Soor: Bez. für Schleimhautbeläge bei Candida-Mykosen.

Soorösophagitis: Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut bei Candida-Mykosen.

Sorivudin: antiviral wirksames Arzneimittel, das zur Behandlung von Herpesvirus-Infektionen verwendet wird. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Arzneimittelwechselwirkungen.

Spaltvakzine: s. Subunit-Impfstoff.

Speicheldrüsenschwellung: stark druckschmerzhafte Schwellung einer oder mehrerer Speicheldrüsen (v.a. der Ohrspeicheldrüse als Parotisschwellung), meist mit sichtbarer Schwellung im Gesichtsbereich einhergend; Vorkommen im Rahmen einer HIV-Infektion v.a. bei Kindern sowie bei Autoimmunkrankheiten; vgl. Parotitis.

Speicheltest: Verfahren, bei denen Speichel als Untersuchungsmaterial verwendet wird. HIV-Speicheltests beruhen auf dem Prinzip des HIV-Antikörpertests; wie bei diesen, müssen positive Reaktionen in jedem Fall durch einen Bestätigungstest überprüft werden, vgl. HIV-Diagnostik. Einem sinnvollen Einsatz nach Beratung und Aufklärung, z.B. wenn keine Blutentnahme durchgeführt werden kann oder es keine andere Testmöglichkeit gibt, steht das Risiko mißbräuchlicher Anwendungen sowie eine relativ hohe Rate unrichtiger Ergebnisse gegenüber.

Spenderausschluß: Auschluß bestimmter Personen von einer Blut-, Plasma-, Samen- oder Organspende; in Gesetzen und Richtlinien (u.a. Transfusionsgesetz) geregelt mit dem Ziel, Risiken für Empfänger, aber auch mögliche Gesundheitsgefährdungen von Spendern zu vermeiden. Eine HIV-Infektion stellt einen Ausschlußgrund dar; im Rahmen von Blutspenden ist ein anonymer Spenderselbstausschluß vorgesehen, der es Spendern ermöglicht, die weitere Verwendung einer Blutspende zu verhindern.

Spermienwäsche: umgangssprachliche Bez. für Verfahren der Spermienisolation und -aufbereitung mit dem Ziel, vitale und bewegliche, nicht mit HIV kontaminierte Spermien aus dem Ejakulat zu isolieren, die für eine assistierte Reproduktion (künstliche Befruchtung) verwendet werden können.

Spermizide: Fachbez. für spermienabtötende Substanzen, die u.a. Bestandteil von Gleitmitteln und Scheidenzäpfchen sind und zur Schwangerschaftsverhütung (Kontrazeption) verwendet werden, jedoch keinen Schutz vor einer HIV-Infektion bieten.

Spezifität: bezeichnet die Wahrscheinlichkeit von Tests oder labormedizinischen Untersuchungsverfahren, einen tatsächlich negativen Sachverhalt durch ein negatives Testergebnis richtig zu erkennen. Die Spezifität gibt z.B. beim HIV-Antikörpertest den Anteil derjenigen an, bei denen tatsächlich keine Infektion vorliegt. Vgl. Sensitivität.

spinozelluläres Karzinom: s. Plattenepithelkarzinom.

Spirale: umgangssprachliche Bez. für Intrauterinpessar.

Spiramycin: Arzneimittel, das bei verschiedenen Infektionskrankheiten verwendet wird (Makrolid-Antibiotikum). UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Leberfunktionsstörungen.

SPL 7013: experimentelle antiretrovirale Substanz (Fusionsinhibitor), die in Studien zur Anwendung als Mikrobizid untersucht wird.

Splenomegalie: Milzvergrößerung.

Sporotrichose: Pilzerkrankung durch den Schimmelpilz Sporothrix schenckii; Vorkommen v.a. in tropischen und subtropischen Regionen; häufig ist ein sog. lymphokutaner Verlauf mit geschwürigen Hautläsionen und Ausbreitung in lymphatischen Gefäßen; ein generalisierter Verlauf tritt fast ausschließlich bei Immunschwäche auf und führt zu Augen-, Gelenk-, Milz- und Knochenmarkbeteiligung und neurologischen Erkrankungen. Therapie z.B. mit Amphotericin B oder Itraconazol; Sekundärprophylaxe nach Abheilung z.B. mit Itraconazol.

SP-PG: Abk. für sulfatiertes Polysaccharid-Peptidoglykan; Substanz, die eine Neubildung von Blutgefäßen hemmt (Angiogeneseinhibitor).

Spritzentausch: s. Nadelaustauschprogramme.

Sputum: Fachbez. für den sog. Auswurf aus Lunge und Bronchien; vermehrt bei Lungenerkrankungen oder Bronchitis. Untersuchungen erfolgen mikroskopisch und bakteriologisch, z.B. zum Nachweis von Bakterien oder Pilzen.

SQV: Abk. für Saquinavir.

Stadieneinteilung: Einteilung von Krankheiten nach ihrem Verlauf in verschiedene Abschnitte oder Schweregrade. Gebräuchliche Stadieneinteilungen der HIV-Infektion sind die CDC-Klassifikation und die pädiatrische CDC-Klassifikation.

Staging: (engl.) Stadieneinteilung und Einstufung, i.e.S. die Stadieneinteilung von bösartigen Zellveränderungen und Tumorerkrankungen anhand von Malignitätsgrad bzw. Ausbreitung mit Bedeutung für Therapieplanung und Prognose.

Stammzelltransplantation: Übertragung hämatopoetischer Stammzellen (Blutstammzellen) aus Knochenmark oder peripherem Blut; Verwendung als sog. autologe Stammzelltransplantation mit Rückführung zuvor gewonnener eigener Stammzellen im Anschluß an eine Chemotherapie, u.a. in der Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen.

Stampidin: experimentelles antiretrovirales Medikament (Nukleosidanalogon), das in Studien zur Kombinationstherapie der HIV-Infektion und als Mikrobizid untersucht wird.

Staphylokokken-Infektionen: Infektionen mit kugelförmigen Bakterien der Gattung Staphylococcus; Staphylococcus aureus ist ein häufiger Erreger eitriger Hauterkrankungen und schwerer Infektionen des Magen-Darm-Trakts sowie von nosokomialen (bei Krankenhausaufenthalten erworbenen) Infektionen und Lungenentzündungen. Therapie unter Berücksichtigung evtl. vorhandener Resistenzen mit Antibiotika.

Statine: Arzneimittel zur Senkung erhöhter Blutfette, s. Lipidsenker.

Stavudin: auch D4T, Handelsname Zerit; antiretroviral wirksames Arzneimittel (Nukleosidanalogon) zur Kombinationstherapie einer HIV-Infektion. UAW: u.a. Neuropathie, mitochondriale Toxizität, Leberwerterhöhungen, gastrointestinale Störungen, selten Laktatazidose.

STD: Abk. für (engl.) sexually transmitted disease, sexuell übertragbare Krankheit infolge sexuell übertragbarer Infektionen.

Sterilisation: völlige Entkeimung (Keimfreiheit) durch Abtötung oder Entfernung aller pathogenen und apathogenen Mikroorganismen einschließlich lebensfähiger Vegetativ- und Dauerformen durch chemische und physikalische Methoden.

Steroide: biologisch wichtige Verbindungen mit dem Grundgerüst eines Sterans; Vorkommen im menschlichen Organismus z.B. als Sexualhormone und Gallensäuren. Als anabole Steroide werden synthetische Steroide bezeichnet, die zu einer Zunahme von Körpergewicht und Muskelmasse führen; Verwendung u.a. in der Behandlung eines Wasting-Syndroms.

Stevens-Johnson-Syndrom: durch akute Blasenbildung in größeren Bereichen von Haut und Schleimhäuten und Hautablösungen charakterisiertes Krankheitsbild; ursächlich sind schwerste allergische Reaktionen gegen Arzneimittel (etwa 50% der Fälle, vgl. Arzneimittelexantheme), Infektionen oder Impfungen.

STI: Abk. für (engl.) 1. structured treatment interruption, strukturierte Therapieunterbrechung, s. Therapiepausen; 2. sexually transmitted infection, sexuell übertragbare Infektionen.

Stiernacken: auch (engl.) buffalo hump, Büffelhöcker; umgangssprachliche Bez. für Fettakkumulation im Nackenbereich.

Stillen: Brusternährung mit natürlicher Säuglingsernährung durch Muttermilch; die Stillperiode sollte nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sechs Monate betragen, da in dieser Zeit die Vorteile (u.a. Nährstoffzusammensetzung, Ausbildung von Körperabwehrkräften) eventuelle Nachteile (z.B. milchgängige Schadstoffe) deutlich überwiegen; bei HIV-Infektion und anderen Erkrankungen besteht die Möglichkeit einer Mutter-Kind-Übertragung, daher wird in Ländern, in denen eine hygienisch einwandfreie Zubereitung von Säuglingsnahrung möglich ist, HIV-infizierten Müttern vom Stillen abgeraten.

Stocrin: Handelsname u.a. in Österreich und der Schweiz für Efavirenz.

Stomatitis: Fachbez. für Mundschleimhautentzündung.

Strahlentherapie: Anwendung ionisierender Strahlung (z.B. Röntgenstrahlen) zur Behandlung.

Streptokokken-Infektionen: Infektionen mit kugelförmigen Bakterien der Gattung Streptococcus; Streptococcus pneumoniae (sog. Pneumokokken) ist ein häufiger Erreger von Lungenentzündungen und Bakteriämie, die im Verlauf einer HIV-Infektion auch bei noch nicht ausgeprägter Immunschwäche vermehrt auftreten, ferner von Mittelohrentzündungen (Otitis media), Nasennebenhöhlen- und Hirnhautentzündungen (Sinusitis, Meningitis); bei HIV-Infektion wird eine Schutzimpfung (sog. Pneumokokkenimpfung) empfohlen. Streptococcus mitis ist ein Erreger u.a. von Herzklappenentzündungen; im Anschluß an Streptokokken-Infektionen kann es zu Nierenentzündungen (Glomerulonephritis) kommen. Therapie mit Antibiotika.

Streptomycin: Antibiotikum, das z.B. bei bakteriellen Infektionen, Tuberkulose und atypischen Mykobakteriosen verwendet wird. UAW: u.a. Nierenschädigungen, Hörstörungen, allergische Reaktionen.

Strongyloidose: Erkrankung durch Strongyloides stercoralis (Fadenwurm); Vorkommen v.a. in tropischen und subtropischen Regionen; häufig sind Hautausschläge, Lungenbeschwerden, Bauchschmerzen und Durchfälle, v.a. bei HIV-Infektion und Immunschwäche kann es zu einem sog. Hyperinfektionssyndrom mit Beteiligung von Lunge, Haut, Leber, Herz und Zentralnervensystem kommen. Therapie mit Albendazol, Ivermectin oder Tiabendazol.

Strukturgen: Gen, das die Synthese von enzymatischen oder strukturellen Proteinen kodiert.

strukturierte Therapieunterbrechung: s. Therapiepausen.

Studie: allgemeine Bez. für wissenschaftliche Untersuchung zur Überprüfung einer Fragestellung oder Hypothese; auch Kurzbez. für klinische Studien.

Studienprotokoll: Fachbez. für die ausführliche Beschreibung des Ablaufs einer klinischen Studie, beinhaltet u.a. die zu überprüfende Hypothese, Studiendesign, Art der Intervention (z.B. Arzneimittel, Dosierung), Ein- und Ausschlußkriterien für Studienteilnehmer, statistische Auswertungsmethoden und Studienablauf; Studienprotokolle sind den zuständigen Behörden sowie der Ethikkommission zur Prüfung bzw. Stellungnahme vor Studienbeginn vorzulegen.

subfebril: leicht erhöhte Körpertemperatur bis 38° C; vgl. Fieber.

subkutan: Abk. s.c.; unter der Haut.

Substitution: Fachbez. für den Ersatz fehlender oder in nicht ausreichendem Maß vorhandener, körpereigener Substanzen, z.B. die Gabe von Faktorpräparaten bei Hämophilie.

Substitutionstherapie: therapeutische Gabe sog. Drogenersatzstoffe zur Behandlung einer Heroinabhängigkeit als Bestandteil eines umfassenden, physische, psychische und soziale Aspekte berücksichtigenden Therapiekonzepts; als Substitutionsmittel verwendet werden Arzneimittel, die Opioidrezeptoren des Gehirns besetzen und so das Verlangen nach Heroin stillen (v.a. Levomethadon, Buprenorphin/Naloxon). Eine Substitutionstherapie ist u.a. indiziert, wenn frühere Entzugsbehandlungen erfolglos verliefen, während einer Schwangerschaft oder bei Vorliegen schwerer Erkrankungen (u.a. HIV-Infektion, AIDS, Krebserkrankungen, chronische Hepatitis); rechtliche Grundlagen in Deutschland sind Betäubungsmittelgesetz und BtM-Verschreibungsverordnung; für die Durchführung sind die Leitlinien der Bundesärztekammer zur Substitutionstherapie Opiatabhängiger verbindlich; die Behandlung ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Subunit-Impfstoff: sog. Spaltvakzine; Impfstoffe, die für eine Immunantwort wichtige immunogene, nicht vermehrungsfähige Bestandteile (engl. subunits) eines Krankheitserregers enthalten.

Suchtest: Bez. für Untersuchungsverfahren oder klinische Tests, die weitverbreitet zur Basisdiagnostik angewendet werden; im Rahmen der HIV-Diagnostik i.d.R. HIV-Antikörpertests. Suchtests sollen möglichst alle Infektionen erfassen; sie weisen eine hohe Sensitivität und eine relativ geringere Spezifität auf, falsch-positive Reaktionen sind daher möglich; reaktive Ergebnisse müssen in jedem Fall mit einem Bestätigungstest überprüft werden.

Suizidalität: Neigung zu einer absichtlichen Selbsttötung (Suizid); hinweisend können Symptome wie eine Einengung des Denkens auf Todeswünsche, Aggressionshemmung bzw. -umkehr, Ankündigungen einer Selbsttötung oder Suizidphantasien sein. Ursächlich können Reaktionen auf belastende Lebensereignisse (z.B. Mitteilung der Diagnose einer HIV-Infektion), psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen oder ein autoaggressives Verhalten sein; in der Suizidprophylaxe kommt kontinuierlich erreichbaren Beratungs- und Betreuungsangeboten (z.B. Telefonseelsorge, Kriseninterventionszentren) eine große Bedeutung zu.

Sulfadiazin: Arzneimittel mit Wirksamkeit gegen Bakterien und Mikroorganismen (Sulfonamid), das z.B. bei Toxoplasmose und bakteriellen Infektionen von Atem- oder Harnwegen verwendet wird. UAW: u.a. allergische Reaktionen, gastrointestinale Störungen, Leberwerterhöhungen, Störungen der Blutbildung, Kristallurie, Nierensteinbildung (Nephrolithiasis).

Sulfonamide: Substanzen, die durch Hemmung der Folsäurebildung bakteriostatisch und antimikrobiell wirken (Chemotherapeutika); Arzneimittel mit relativ breitem Wirkspektrum bei bakteriellen Infektionen, jedoch zahlreichen UAW: u.a. Hemmung der Folsäuresynthese, bei HIV-Infektion vermehrt allergische Reaktionen.

Superinfektion: auch Suprainfektion; erneute Infektion mit demselben Krankheitserreger bei bereits bestehender Infektion; bei HIV-Infektionen wurden Superinfektionen mit HIV vom selben und von anderen Subtypen beschrieben, wobei die klinische Bedeutung noch weitgehend unklar ist.

Suppressorzellen: s. CD8-Zellen.

supprimieren: unterdrücken, hemmen, zurückdrängen.

Surrogatmarker: sog. Ersatzmarker; Meßwerte, die einen Zusammenhang mit pathologischen Veränderungen aufweisen und anstelle klinischer Endpunkte zur Beurteilung einer Krankheitsaktivität oder Wirksamkeit einer Therapie herangezogen werden; bei HIV-Infektion werden u.a. Viruslast und CD4-Zellzahl zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs verwendet, die Viruslast ist zudem Surrogatmarker für die Wirksamkeit einer antiretroviralen Therapie.

Surveillance: (engl.) Beobachtung, Überwachung; epidemiologische Fachbez. für systematische und kontinuierliche Datenerfassung zu bestimmten Erkrankungen mit dem Ziel, ggf. Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens (z.B. Infektionsschutz) zu ermöglichen. Die HIV/AIDS-Surveillance wird in Deutschland vom Robert Koch-Institut in Kooperation mit den Gesundheitsämtern durchgeführt.

Sustiva: Handelsname für Efavirenz.

Symptom: Zeichen; medizinische Fachbez. für Krankheitszeichen.

Symptomatik: Fachbez. für die Gesamtheit der bei einer Krankheit auftretenden Symptome.

symptomatisch: bezeichnet das Vorhandensein von Krankheitszeichen oder Beschwerden; als symptomatische Therapie wird eine an den Symptomen einer Krankheit orientierte Behandlung bezeichnet.

Syndrom: Gruppe von Symptomen, Merkmalen oder Erkrankungen, die in ihrem gemeinsamen Auftreten typisch für ein bestimmtes Krankheitsbild sind.

synergistisch: zusammenwirkend, sich gegenseitig verstärkend.

Syphilis: auch Lues venerea; nichtnamentlich meldepflichtige, sexuell übertragbare Erkrankung durch das Bakterium Treponema pallidum, die sich durch einen individuell sehr unterschiedlichen Verlauf auszeichnet. Übertragungswege sind Kontaktinfektionen (v.a. Geschlechtsverkehr) und direkte Blutkontakte; Mutter-Kind-Übertragungen sind möglich, indirekte Übertragungen (z.B. Schmierinfektionen) selten. Verlauf: Stadium I: Primärstadium, in dem ein kleiner, rundlich-ovaler, rötlicher Fleck als sog. Primäraffekt am Eintrittsort auftritt und sich zu einem schmerzlosen, hochinfektiösen Geschwür verhärtet (sog. harter Schanker, Ulcus durum). Nach 3-5 Wochen Entzündung von Lymphbahnen (Lymphangitis) und Lymphknoten und schmerzlose Lymphknotenvergrößerung. Abheilung des Ulcus in der 8.-12. Woche, es folgt das sog. Eruptionsstadium mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Nervenschmerzen (Neuralgien), Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen; Stadium II: nicht juckende Haut- und Schleimhauterscheinungen, später Ausbildung von breiten Kondylomen (Condylomata lata), hellroten Hautflecken (Roseola), evtl. Beteiligung anderer Organe (Augen-, Leber- oder Gefäßentzündungen, Herzmuskelschädigung, evtl. bereits Mitbeteiligung des Nervensystems) und Haarausfall. Stadium III: etwa 3-5 Jahre (evtl. später) nach Infektion Ausbildung von Hautgeschwüren, großen Papeln und Schwellungen an Schleimhäuten, knotige Infiltrate von Blutgefäßen und inneren Organen mit entzündlichen Reaktionen. Stadium IV: sog. Neurosyphilis mit Beteiligung des Zentralnervensystems (Gehirn, Rückenmark) in verschiedenen Formen: Tabes dorsalis in etwa 2-3% nach 8-12 Jahren u.a. mit Augenstörungen, zahlreichen neurologischen Störungen, anfallartig auftretenden Schmerzen, Gang- und Gleichgewichtsstörungen, Blasen- und Mastdarmstörungen, Erektionsstörungen; Lues cerebrospinalis mit vielfältigen Symptomen, u.a. Lähmungen, vegetative Ausfällen, evtl. Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, neurologische Ausfälle und psychische Veränderungen. Progressive Paralyse in 8-10% nach etwa 10-15 Jahren; uncharakteristische Beschwerden (u.a. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel), z.T. epileptische Anfälle, Pupillenstörungen, Geh- und Gleichgewichtsstörungen sowie psychopathologische Symptome. Komplikationen: Bei HIV-Infektionen sowie ausgeprägter Immunschwäche kann es zu beschleunigten, schweren oder atypischen Verläufen kommen. Diagnose: i.d.R. durch Blutuntersuchungen (Suchtests zeigen bei HIV-Infektion häufiger falsch-negative Ergebnisse!), bei Verdacht auf Neurosyphilis Liquoruntersuchung. Therapie der Wahl sind in jedem Stadium Penicilline (i.d.R. intramuskulär oder als Infusion); bei HIV-Infektion über einen längeren Zeitraum und mit längerfristiger Kontrolle des Therapieerfolgs.

systemisch: ein Organsystem oder den ganzen Körper betreffend.


© Stephan Dressler, Berlin. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werks darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Weise verwendet werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie Angebote auf Internetseiten oder Onlinediensten. Zuletzt aktualisiert am: 17.03.2008 /