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HIV/AIDS-Taschenlexikon – T –

HIV/AIDS-Taschenlexikon – T –

2 HIV/AIDS Taschenlexikon

T

T-20: s. Enfuvirtid.

T-1249: experimentelles antiretrovirales Medikament (Fusionsinhibitor); die Moleküle T-1249 101, 102 und 105 werden in klinischen Studien zur Kombinationstherapie der HIV-Infektion untersucht. UAW: u.a. Reizungen an der Injektionsstelle.

Tachypnoe: gesteigerte Atemfrequenz als Zeichen eines erhöhten Sauerstoffbedarfs, z.B. bei Anämie oder Lungenerkrankungen.

Tadalafil: Arzneimittel, das zur Behandlung von Erektionsstörungen verwendet wird (Phosphodiesterasehemmer). UAW: u.a. Arzneimittelwechselwirkungen (z.B. mit Proteaseinhibitoren), Kopfschmerz, Schwindel, Hautrötung, Herz-Kreislauf-Störungen.

TAK-652: experimentelles antiretrovirales Medikament (CCR5-Blocker), das in klinischen Studien zur Kombinationstherapie der HIV-Infektion untersucht wird.

tar: Abk. für (engl.) transactivation response element; Abschnitt auf der HIV-RNA, der die Virusvermehrung stimuliert.

Taribavirin: s. Viramidin.

tat: Abk. für (engl.) transcriptional activator trans-acting; regulatorisches Protein von HIV, das die Transkription und Virusvermehrung stimuliert.

tat-Inhibitoren: experimentelle Substanzen zur Hemmung der von tat stimulierten Transkription und Virusvermehrung; klinische Studien wurden Anfang der 1990er Jahre nach Auftreten von schweren Nebenwirkungen zunächst eingestellt; z.Z. werden neue Substanzen in präklinischen Studien untersucht.

Taxol: s. Paclitaxel.

TB: Abk. für Tuberkulose.

Tbc: Abk. für Tuberculose, Tuberkulose.

3TC: s. Lamivudin.

TDF: Abk. für Tenofovir Disoproxilfumarat, Tenofovir.

TDM: Abk. für therapeutisches Drug-Monitoring.

Telaprevir: experimentelles antivirales Medikament (Proteaseinhibitor), das in klinischen Studien zur Behandlung der Hepatitis C untersucht wird. UAW: u.a. Arzneimittelexanthem, Anämie, gastrointestinale Störungen.

Telbivudin: antivirales Arzneimittel (Nukleotidanalogon), das zur Behandlung der chronischen Hepatitis B verwendet wird. UAW: u.a. Schwindel, Kopfschmerz, gastrointestinale Störungen.

TEN: Abk. für toxische epidermale Nekrolyse.

Tenofovir: auch Tenofovir Disoproxilfumarat, Abk. TDF, Handelsname Viread; antiretroviral wirksames Arzneimittel (Nukleotidanalogon) zur Kombinationstherapie einer HIV-Infektion; in labormedizinischen Studien (in vitro) auch gegen Hepatitis-B-Virus und bestimmte Herpesviren wirksam. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, erniedrigte Phosphatspiegel im Blut, Nierenfunktionsstörungen.

teratogen: bezeichnet die Eigenschaft von Substanzen, Arzneimitteln oder physikalischen Faktoren, während der Schwangerschaft eine Schädigung oder Fehlbildung des ungeborenen Kindes zu verursachen.

Tesamorelin: ein Analogon von GHRF (Growth hormone releasing factor oder Somatotropin-Releasing-Hormon), das die Freisetzung von Somatotropin (Wachstumshormon) beeinflußt und in Studien zur Behandlung der abdominellen Fettakkumulation untersucht wird. UAW: u.a. Infektionen der oberen Atemwege, Sinusitis, Kopf- und Gelenkschmerzen.

Test: Prüfung, Untersuchung; umgangssprachlich auch Kurzbez. für HIV-Antikörpertest.

Testosteron: Sexualhormon, das bei Männern v.a. in den Hoden und bei Frauen (in wesentlich geringerer Konzentration) im Eierstock gebildet wird; die physiologische Wirkung besteht u.a. in einem allgemein aufbauenden (anabolen) Effekt durch Steigerung der Eiweißsynthese; bei HIV-Infektion wird ein Mangel an freiem Testosteron beobachtet, der in Zusammenhang mit Gewichtsverlust, depressiven Stimmungsveränderungen und sexuellen Funktionsstörungen steht.

Tetracyclin: Arzneimittel aus der Gruppe der Tetracycline, das bei verschiedenen bakteriellen Infektionen verwendet wird (Antibiotikum). UAW: u.a. Entzündungen im Mund-Rachen-Raum (Stomatitis, Pharyngitis).

Tetracycline: bakteriostatisch wirkende Substanzen, die eine bestimmte chemische Ringstruktur enthalten; Verwendung als Arzneimittel (Breitband-Antibiotika) v.a. bei bakteriellen Infektionen, z.B. von Doxycyclin, Tetracyclin.

TFG: Abk. für Transfusionsgesetz.

Thalidomid: in Deutschland nicht zugelassenes Arzneimittel mit zentral dämpfenden, immunsuppressiven und entzündungshemmenden Eigenschaften, das u.a. zur Behandlung der Lepra verwendet wird; bei HIV-Infektion experimentelle Anwendung z.B. bei Wasting-Syndrom, aphthösen Ulzera des Magen-Darm-Trakts und Kaposi-Sarkom. UAW: u.a. hohe Teratogenität, daher keine Anwendung bei Schwangeren oder Frauen im gebärfähigen Alter ohne gesicherte Kontrazeption.

THC: Abk. für Tetrahydrocannabinol; Wirksubstanz von Marihuana, vgl. Dronabinol.

T-Helferzellen: s. CD4-Zellen.

therapeutisches Drug-Monitoring: Abk. TDM; sog. Medikamentenüberwachung während der Behandlung; Bestimmung der Konzentration von Arzneimitteln im Blut zur Dosisüberprüfung von Arzneimitteln mit geringer therapeutischer Breite; bei antiretroviraler Therapie Bestimmung von Arzneimittelkonzentrationen im Plasma (Plasmaspiegelbestimmung) v.a. von Proteaseinhibitoren und NNRTIs; Anwendung u.a. bei möglichen Arzneimittelwechselwirkungen, dosisabhängigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen oder Störungen der Arzneimittelverstoffwechselung (z.B. Resorptionsstörungen, ausgeprägte Leberfunktionsstörungen).

Therapie: Bez. für die Behandlung von Krankheiten, Verletzungen und Störungen des körperlichen oder psychischen Wohlbefindens; unterschieden werden u.a. kurative (heilende), palliative (lindernde), symptomatische oder ursächliche Therapien; eine vorsorgliche Behandlung wird als Prophylaxe bezeichnet. Im Rahmen der HIV-Therapie ist keine kurative Behandlung (mit Entfernung oder Eradikation von HIV aus dem Körper) möglich; durch antiretrovirale Kombinationstherapie, spezifische Therapie oder Prophylaxe opportunistischer Infektionen und HIV-assoziierter Krankheiten kann das Fortschreiten einer HIV-Infektion erheblich verlangsamt werden. Therapieziel bei HIV-Infektion ist eine Verlängerung der Überlebenszeit (bis zur durchschnittlichen statistischen Lebenserwartung) bei möglichst hoher Lebensqualität und Erhaltung der Gesundheit; zur Beurteilung der Wirksamkeit antiretroviraler Therapien werden neben der Beurteilung des klinischen Zustands als Surrogatmarker u.a. Bestimmungen von Viruslast und CD4-Zellzahl genutzt.

Therapiebeginn: bei einer HIV-Infektion wird derzeit allgemein der Beginn einer antiretroviralen Kombinationstherapie beim Auftreten von Symptomen einer HIV-Infektion, AIDS-definierenden Erkrankungen oder einer CD4-Zellzahl von weniger als 200 CD4-Zellen/µl unabhängig von der Viruslast empfohlen; darüber hinaus bei einer CD4-Zellzahl von weniger als 350 CD4-Zellen/µl sowie bei hoher Viruslast und fallender CD4-Zellzahl; für einen Behandlungsbeginn während der Schwangerschaft und bei Kindern gelten spezielle Therapieempfehlungen. Studienergebnisse weisen darauf hin, daß bei einem früheren Behandlungsbeginn mit einer höheren CD4-Zellzahl möglicherweise größere immunologische und klinische Vorteile zu erwarten sind; der Nutzen einer sog. Frühtherapie der akuten HIV-Infektion wird z.Z. in Studien untersucht; nähere Informationen geben u.a. die von der Deutschen AIDS-Gesellschaft veröffentlichten Deutsch-Österreichischen Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-Infektion.

therapieerfahren: auch vorbehandelt; bezeichnet HIV-infizierte Menschen, die bereits mit antiretroviralen Arzneimitteln behandelt wurden.

Therapiegruppe: in klinischen Studien Bez. für die Studienteilnehmer, bei denen die untersuchte Behandlung oder Intervention angewendet wird.

therapienaiv: nicht vorbehandelt; bezeichnet HIV-infizierte Menschen, die niemals mit antiretroviralen Arzneimitteln behandelt wurden.

Therapiepausen: Bez. für spontane oder geplante Unterbrechungen einer (medikamentösen) Behandlung; bei längerfristigen Unterbrechungen einer antiretroviralen Therapie werden ein Wiederanstieg der Viruslast und Abfall der CD4-Zellzahl auf Niveaus wie vor Therapiebeginn innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten beschrieben, zugleich ist das Risiko der Entwicklung von Resistenzen erhöht; klinisch können zu Beginn einer Therapiepause Symptome wie bei akuter HIV-Infektion auftreten, bei ausgeprägter Immunschwäche ist die Krankheitsprogredienz erhöht und die Gefahr AIDS-definierender Erkrankungen steigt. Im allgemeinen ist von Therapiepausen abzuraten, in Einzelfällen kann jedoch eine sog. strukturierte Therapieunterbrechung (engl. structured treatment interruption, STI) zu erwägen sein, um die Lebensqualität durch Vermeidung unerwünschter Arzneimittelwirkungen zu bessern (langfristig aufgetretene Nebenwirkungen werden jedoch kaum beeinflußt), dem Patienten die psychische Belastung einer Dauertherapie zu nehmen oder vor Salvage-Therapien bei Patienten mit multiresistenten Viren ein Wiederauftreten von Wildtyp-Virus zu ermöglichen; Studien, in denen eine antiretrovirale Therapie bei Erreichen bestimmter CD4-Zellzahlwerte vorübergehend abgesetzt und bei Unterschreiten bestimmter Werte erneut angesetzt wurde, haben bislang uneinheitliche Ergebnisse hinsichtlich der Immunlage und des Auftretens klinischer Erkrankungen gezeigt. Vgl. Intervalltherapie.

Therapiestudie: Form der klinischen Studie mit dem Zweck, die Wirksamkeit eines bestimmten Behandlungsverfahrens zu untersuchen.

Therapietreue: s. Compliance.

Therapieversagen: bezeichnet das Nichterreichen eines Behandlungsziels mit den bislang eingesetzten medikamentösen (oder anderen) Therapieverfahren; in dieser Situation kann die Anwendung anderer Arzneimittel oder Behandlungsoptionen evtl. zum Erreichen der Therapieziele führen.

Thorax: Fachbez. für Brustkorb.

thrombotisch-thrombozytopenische Purpura: Krankheitsbild mit Anämie, Thrombozytopenie, Einschränkungen der Nierenfunktion und Ausscheidungsstörung harnpflichtiger Substanzen (Niereninsuffizienz) sowie Fieber als seltene Folgeerkrankung einer HIV-assoziierten Nephropathie.

Thrombozytopenie: auch Thrombopenie; Verminderung der Blutplättchen (Thrombozyten); Vorkommen u.a. als HIV-assoziierte Thrombozytopenie mit zunehmender Häufigkeit im Krankheitsverlauf, oft ohne klinische Symptome oder mit nur kleinen Blutungen an Schleimhäuten; ferner infolge chronischer Erkrankungen (z.B. Infektionen, Tumorerkrankungen), im Rahmen von Autoimmunreaktionen oder als unerwünschte Arzneimittelwirkung.

TH1/TH2-Subpopulationen: Untergruppen der CD4-Zellen.

Tiabendazol: Arzneimittel, das bei Wurmerkrankungen verwendet wird (Anthelmintikum). UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Kopfschmerz, Leberschädigungen.

Tinea: Pilzerkrankung von Haut und Nägeln, vgl. Dermatomykosen.

Tine-Test: s. Tuberkulin-Hauttest.

Tinidazol: Arzneimittel, das bei Protozoenerkrankungen verwendet wird. UAW: u.a. Geschmacksveränderungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Hautreaktionen.

Tipranavir: Abk. TPV, Handelsname Aptivus; antiretroviral wirksames Arzneimittel (Proteaseinhibitor) zur Kombinationstherapie einer HIV-Infektion. UAW: u.a. gastrointestinale Störungen, Leberwerterhöhungen, Hautausschlag.

T-Lymphozyten: auch T-Zellen; im Thymus differenzierte Lymphozyten, die v.a. an der zellulären Immunantwort beteiligt sind und B-Lymphozyten zu einer Antikörperbildung stimulieren können; unterschieden werden u.a. Killerzellen, CD4- und CD8-Zellen sowie zytotoxische T-Lymphozyten.

TMC-207: experimentelles Medikament, das gegen Mycobacterium tuberculosis wirksam ist (Diarylchinolon) und in Studien untersucht wird.

TMP/SMX: Abk. für Trimethoprim-Sulfamethoxazol, Cotrimoxazol.

TNF: Abk. für Tumor-Nekrose-Faktoren.

TNX-355: gegen CD4-Rezeptoren gerichteter monoklonaler Antikörper (CD4-Bindungsinhibitor), der in klinischen Studien zur Kombinationstherapie der HIV-Infektion untersucht wird. UAW: u.a. allergische Arzneimittelreaktion.

Tobramycin: Aminoglykosid-Antibiotikum, das bei zahlreichen bakteriellen Infektionen verwendet wird. UAW: bei intravenöser Gabe u.a. neurologische Störungen, Blutbildveränderungen, allergische Reaktionen; bei topischer Anwendung lokale Reaktionen.

Torulopsis glabrata: frühere Bez. für Candida glabrata, s. Candida-Mykosen.

Totimpfstoff: Impfstoff aus inaktivierten Krankheitserregern.

toxisch: giftig.

toxische epidermale Nekrolyse: auch Lyell-Syndrom, Abk. TEN; durch akute Blasenbildung in großen Bereichen von Haut und Schleimhäuten und flächigen Hautablösungen charakterisiertes Krankheitsbild, in 30 bis 40% mit tödlichem Verlauf; ursächlich sind fast immer schwerste allergische Reaktionen gegen Arzneimittel, vgl. Arzneimittelexantheme.

Toxoplasmose: Erkrankung durch Toxoplasma gondii (Protozoon); Vorkommen als Mononukleose-ähnliche Erkrankung mit Lymphknotenvergrößerung, bei Immunschwäche jedoch meist als intrazerebrale Toxoplasmose mit Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und schweren Allgemeinsymptomen, Krampfanfällen und Bewußtseinsstörungen, seltener als Toxoplasmose des Auges (Chorioretinitis) mit Sehstörungen oder -verlust. Therapie z.B. mit Sulfadiazin plus Pyrimethamin oder Clindamycin und Cotrimoxazol bzw. Pyrimethamin. Bei positivem oder steigendem Antikörpertiter und CD4-Zellzahl unter 100/µl werden eine Primärprophylaxe z.B. mit Cotrimoxazol bzw. nach abgeheilter Toxoplasmose eine Sekundärprophylaxe z.B. mit Sulfadiazin plus Pyrimethamin bis zu einer ausreichenden Immunrekonstitution empfohlen.

TPV: Abk. für Tipranavir.

Tramadol: synthetisches Morphinderivat, das als stark wirksames Analgetikum vom Opioid-Typ zur Behandlung von anderweitig nicht behandelbaren Schmerzzuständen verwendet wird. UAW: u.a. Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit.

Transaminasen: Enzyme, die Amine (stickstoffhaltige Moleküle) übertragen; häufig als Kurzbez. für die sog. Lebertransaminasen Alanin-Amino-Transferase und Aspartat-Amino-Transferase verwendet.

Transfusion: s. Bluttransfusion.

Transfusionsgesetz: Abk. TFG; Kurzbez. für Gesetz zur Regelung des Transfusionswesens in der Fassung vom 1.8.2007; regelt u.a. die Gewinnung von Blut, Blutbestandteilen und Blutprodukten sowie deren Anwendung am Menschen mit dem Zweck, eine sichere Versorgung mit Blutprodukten zu ermöglichen.

Transkription: Fachbez. für die Umschreibung von DNA in RNA mittels des Enzyms Transkriptase; bei den RNA-haltigen Retroviren beginnt die Transkription mit der Umschreibung von RNA in DNA durch das Enzym reverse Transkriptase; vgl. Replikationszyklus von HIV.

Translation: Fachbez. für die Übersetzung der nach Transkription vorhandenen genetischen Informationen in Aminosäurensequenzen im Rahmen der Biosynthese von Proteinen.

Transmembranproteine: Eiweißmoleküle, die eine Membran (z.B. Zellmembran) vollständig durchqueren; sie leiten extrazelluläre Signale in das Zellinnere weiter (z.B. Chemokinrezeptoren) oder transportieren Stoffe (z.B. Ionenkanäle oder Transporterproteine).

Transmission: Fachbez. für Übertragung von Krankheitserregern und Infektionen, s. Übertragungswege.

Transplantation: Übertragung von Zellen, Geweben oder Organen; eine HIV-Infektion stellt nach den einschlägigen Richtlinien keinen generellen Ausschlußgrund für den Empfang eines Transplantats dar; die Indikation für eine Transplantation ist im Einzelfall zu stellen, erfolgreiche Transplantationen von Leber, Niere und anderen Organen wurden bei HIV-Infizierten durchgeführt.

Treponematosen: Fachbez. für durch Bakterien der Gattung Treponema verursachte Erkrankungen, u.a. die Syphilis.

Tre-Rekombinase: s. Rekombinasen.

Tretinoin: synthetische Vitamin-A-Säure; Substanz mit starkem Einfluß auf die Proliferation und Ausdifferenzierung von Zellen; lokale Anwendung z.B. als all-trans-Retinsäure bei Kaposi-Sarkom. UAW: u.a. Hautreaktionen.

Trichomoniasis: Infektion durch Trichomonas vaginalis (Protozoon); weltweit häufigste sexuell übertragene Infektion; bei Männern häufig asymptomatisch oder mit Harnröhren-, Blasen- und Prostataentzündung, bei Frauen seltener asymptomatisch und mit Scheiden- und Eileiterentzündung. Therapie z.B. mit Metronidazol.

Trifluridin: antiviral wirksames Arzneimittel (Nukleosidanalogon), das lokal bei Herpesvirus-Infektionen des Auges angewendet wird. UAW: u.a. allergische Reaktionen.

Triglyzeride: Unterklasse von Fetten (Lipiden), die aus drei mit Glyzerin veresterten Fettsäuren bestehen; biochemisch wichtig v.a. als Energielieferanten im menschlichen Organismus. Bei fettreicher Ernährung, Fettstoffwechselstörungen, hormoneller Kontrazeption oder antiretroviraler Therapie einer HIV-Infektion können erhöhte Werte beobachtet werden; s. Hypertriglyzeridämie.

Trimethoprim: Abk. TMP; Arzneimittel (Chemotherapeutikum), das u.a. in Kombination mit Sulfamethoxazol als Cotrimoxazol bei Infektionen verwendet wird. UAW: u.a. Übelkeit, allergische Hautreaktionen, Störungen der Blutbildung.

Trimethoprim-Sulfamethoxazol: Abk. TMP/SMX, Cotrimoxazol.

Tripper: umgangssprachliche Bez. für Gonorrhoe.

Trizivir: Handelsname für Kombinationspräparat mit Abacavir, Lamivudin und Zidovudin.

trockenes Auge: s. Keratoconjunctivitis sicca.

Tröpfcheninfektion: Übertragung von Krankheitserregern durch kleine Tropfen, die beim Husten, Niesen oder Sprechen entstehen, z.B. von Grippeviren.

Tropismus: allgemeine Bez. für gerichtete Bewegung von Viren, Organismen oder Zellen aufgrund verschiedener Reize; bei HIV werden unterschieden: R5-Viren oder sog. M-trope Viren, die CCR5 als Korezeptor bei der Bindung an CD4-Rezeptoren verwenden, X4-Viren oder sog. T-trope Viren, die CXCR4 als Korezeptor verwenden und R5X4-Viren oder sog. dual- oder gemischt-trope Viren, die sowohl CCR5 als auch CXCR4 verwenden können. Zu einem sog. Tropismus-Shift kommt es im Verlauf einer HIV-Infektion in etwa 50%; in der Frühphase werden (praktisch ausschließlich) R5-trope Viren nachgewiesen, in Spätphasen (insbesondere bei CD4-Zellzahlen unter 100/µl) zunehmend X4-Viren; ein Shift von R5 zu X4 kann auch unter antiretroviraler Therapie mit CCR5-Blockern beobachtet werden (Entwicklung einer sog. tropotypische Resistenz unter Selektionsdruck). In labormedizinischen Tropismustests können die Viren differenziert werden; verwendet werden phänotypische oder genotypische Verfahren, die jedoch z.T. erst bei einer Viruslast von >500-1000 Kopien/ml aussagekräftig sind und prozentual kleine Anteile von X4- oder R5X4-Viren an der Gesamtvirusmenge nicht sicher erfassen.

Truvada: Handelsname für Kombinationspräparat mit Emtricitabin und Tenofovir.

Tuberkuline: antigen wirksame Eiweißbestandteile des Bakteriums Mycobacterium tuberculosis, die beim Menschen zu einer Immunreaktion führen; Verwendung im Tuberkulin-Hauttest.

Tuberkulin-Hauttest: Hautreaktion nach Einbringen von Tuberkulinen in die Haut, z.B. durch intrakutane Injektion (Mendel-Mantoux) oder Stempel (Tine). Verwendung in der Diagnostik der Tuberkulose (mit eingeschränkter Aussagekraft bei Immunschwäche und weniger als 200 CD4-Zellen/µl sowie nach BCG-Impfung) sowie zur orientierenden Beurteilung der zellulären Immunantwort.

Tuberkulose: Abk. Tbc, TB; Infektionskrankheit mit dem Bakterium Mycobacterium, beim Menschen i.d.R. mit Mycobacterium tuberculosis, Infektionen mit Mycobacterium bovis (Erreger der sog. Rindertuberkulose) sind möglich; abzugrenzen sind durch andere Mykobakterien hervorgerufene atypische Mykobakteriosen. Weltweites Vorkommen mit etwa 8 Millionen Neuerkrankungen jährlich; regionale Häufungen werden in der afrikanischen Subsahara-Region, Lateinamerika, Osteuropa und Teilen Asiens beobachtet; in Deutschland werden etwa 10.000 Erkrankungen jährlich registriert, die Tbc ist meldepflichtig. Bei der Verbreitung haben sozioökonomische (u.a. erhöhtes Infektionsrisiko bei Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum, schlechte Hygienebedingungen, mangelhafte medizinische Versorgung Erkrankter) und gesundheitliche Faktoren (höheres Erkrankungsrisiko bei HIV-Infektion) eine große Bedeutung; HIV/Tbc-Koinfektionen werden v.a. in Osteuropa, Zentralasien und der afrikanischen Subsahara-Region beobachtet. Hinweisende Symptome sind ein länger als 3 Wochen anhaltender Husten, Brustschmerzen, blutiger Auswurf, Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust; der Verlauf ist u.a. abhängig vom Immunstatus; i.d.R. kommt es bei Immunkompetenz zu einer Lungenentzündung als offene (ansteckende) oder latente (nicht ansteckende) Lungentuberkulose, evtl. mit Bildung von Hohlräumen (Kavernen) oder Abkapselung der Erreger (Tuberkulom). Bei Reaktivierung einer früheren Tbc-Infektion (z.B. bei Immunschwäche, v.a. bei weniger als 100 CD4-Zellen/µl) ist eine Erregerausbreitung als sog. offene (ansteckende) oder latente (nicht ansteckende) extrapulmonale Tuberkulose oder Miliartuberkulose mit Herden im gesamten Körper, Lymphknotenbeteiligung, Leber- und Milzvergrößerung, Urogenitaltuberkulose, Hautherden und Hirnhautentzündung (tuberkulöse Meningitis) deutlich häufiger. Eine Tbc kann in jedem Stadium einer HIV-Infektion auftreten; im Rahmen eines Immunrekonstitutionssyndroms werden auf der Grundlage latenter Infektionen besonders schwere Verläufe beobachtet. Bei der Diagnose ist der klinische Verdacht wegweisend, gestützt auf Tuberkulin-Hauttest, Interferon-gamma-Release-Assays, Erregernachweis (Nachweis sog. säurefester Stäbchen im Sputum, Polymerasekettenreaktion) und mikrobiologische Untersuchungen (Erregeranzüchtung aus Sputum oder Gewebeproben, Resistenzbestimmung) sowie bildgebende Verfahren. Therapie als Kombinationstherapie mit zweimonatiger Initialtherapie i.d.R. mit vier Tuberkulostatika und anschließender viermonatiger Zweifachtherapie, bei HIV-Infektion evtl. längere Behandlungsdauer; eine inadäquate Behandlung ist Hauptursache für die Entstehung von multiresistenter Tbc; vgl. MDR-TB. Prävention von Neuinfektionen durch Isolation und Behandlung von Patienten mit ansteckender (offener) Tbc, bis keine Infektionsgefahr mehr besteht; evtl. Primärprophylaxe bei positivem Hauttest und HIV/Tbc-Koinfektion mit Isoniazid (INH); die Effizienz einer Impfung wird kontrovers beurteilt, bei HIV-Infektion ist diese sog. BCG-Impfung (Lebendimpfstoff) in jedem Fall kontraindiziert.

Tuberkulostatika: auch Antituberkulotika; Arzneimittel mit bakterizider oder bakteriostatischer Wirkung zur Behandlung von Tuberkulose und atypischen Mykobakteriosen. Einteilung in Tuberkulostatika der 1. Wahl für die initiale Kombinationstherapie, z.B. Isoniazid, Rifampicin, Rifabutin, Pyrazinamid, Streptomycin und Ethambutol; Tuberkulostatika der 2. Wahl für die Kombinationstherapie von komplizierten Rezidiverkrankungen oder multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB), z.B. Fluorochinolone, Ethionamid, Cycloserin, Paraaminosalicylsäure, Capreomycin, Kanamycin, Amikacin.

Tumor: (lat.) Geschwulst; Fachbez. für jede Form von Schwellung eines Gewebes, i.e.S. für alle gut- oder bösartigen Gewebeneubildungen.

Tumor-Nekrose-Faktoren: Abk. TNF; die v.a. von Makrophagen sezernierten multifunktionellen Botenstoffe (Zytokine) TNF-alpha und beta, die u.a. die Aktivität der an der Immunantwort beteiligten Zellen regulieren. Bei HIV-Infektion wird eine Korrelation von erhöhten Konzentrationen von TNF-alpha mit einer höheren Viruslast beobachtet; es besteht wahrscheinlich ein Zusammenhang mit Wasting-Syndrom und Tuberkulose. Therapeutisch wird versucht, erhöhte TNF-alpha-Konzentrationen z.B. durch Etanercept oder Pentoxifyllin zu verringern.

Tumorviren: s. Onkoviren.

T-Zellen: Kurzbez. für T-Lymphozyten.

T-Zell-Expansion: Fachbez. für experimentelles Verfahren der Gentherapie, bei dem T-Zellen außerhalb des Körpers vermehrt und anschließend retransfundiert werden.


© Stephan Dressler, Berlin. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Kein Teil des Werks darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Weise verwendet werden. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie Angebote auf Internetseiten oder Onlinediensten. Zuletzt aktualisiert am: 17.03.2008 /