8.2 Literatur
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Aretz, Bernd: Annäherungen. Berlin: rosa Winkel 1995, 156 Seiten
Der Marburger Jurist Bernd Aretz war immer schon ein streitbarer und zugleich analytischer Aktivist der Schwulenbewegung. Seit einem Jahrzehnt beobachtet er auch verstärkt die Veränderungen unseres Lebens durch AIDS. In diesem Buch läßt er wie durch einen Zeitraffer seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Virus Revue passieren. Seine Aufsätze, Reden, Zeitschriftenbeiträge durchleuchten, hinterfragen und pointieren die veränderten Lebensbedingungen. Mit einem Comic von Harald Seiwert.
Aretz, Bernd: Notate. Berlin: rosa Winkel 1997, 208 Seiten
Seit über zehn Jahren weiß Bernd Aretz von seiner HIV-Infektion, nach der landläufigen Kategorisierung ein sogenannter “Longterm-Survivor”. Doch seine “Notate” aus den Jahren 1992 bis 1996 sind keine selbstmitleidige Betroffenheitsliteratur. Unprätentiös erzählt Aretz von seiner Familie, seinem Werdegang, seinem Leben in Frankfurt und Marburg, dem Sterben seines Freundes – Situationen aus dem Leben einer Bewegungsschwester.
Barbedette, Gilles: Mémoires d’un jeune homme devenu vieux. Paris: Gallimard 1993, 188 Seiten
Weder AIDS-Chronik noch Tagebuch, sondern Aufzeichnungen, Skizzen, Romanentwürfe, Notate — dieser Band vereinigt Texte von Gilles Barbedette, die in der Erinnerung an Jean geschrieben wurden, den unvergessenen Freund, der vor einigen Jahren an AIDS starb.
Begley, Louis: Wie Max es sah. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997
In La Rumorosa, einer Villa am Comer See, begegnet Max dem Liebesgott Eros in Menschengestalt, dem jungen Amerikaner Toby. Max, ein Mann in den besten Jahren, ist an sich ein Typ, an dem ‘Beziehungen nicht haften’bleiben: Eines seiner Wesensmerkmale ist es, Gefühle streng auf Distanz halten zu können. Der junge Adonis ist in Begleitung von Charlie, einem alten Freund von Max und – wer weiß? – Tobys Liebhaber. Es vergehen etliche Jahre, bis Max während eines Lehrauftrages in Peking zufällig wieder auf Toby und Charlie trifft, die jetzt offen als Paar auftreten. Schließlich werden sie in Massachusetts Nachbarn. Max frischt seine Freundschaft mit Charlie auf, aber dann kommt alles zu einem jähen Ende: Toby stirbt an AIDS.
Bergman, Susan: Mein fremder Vater. Reinbek: rororo 1996 (1995), 218 Seiten
Die amerikanische Autorin erzählt die Geschichte ihrer Familie – einer ganz “normalen” Familie. Doch dann erkrankt der Vater, und als es sich nicht mehr verheimlichen läßt, erfährt die Familie, daß er ein Doppelleben geführt hat und daß seine Krankheit AIDS ist.
Bourdin, Christophe: Le fil. Paris: Folio 1996 (1994), 187 Seiten
Dieser eindrucksvolle Text berichtet über die AIDS-Erkrankung eines Zwanzigjährigen: ohne poetische Abschweifungen, ohne geheucheltes Mitleid, aber in großer Klarheit und Deutlichkeit, abseits der stereotypen Melodramen. Beschrieben werden Hoffnungen und Enttäuschungen.
Bram, Christopher: Trauern um Angel Clare. Berlin: rosa Winkel 1992, 311 Seiten
Nachdem Clarence, von seinen Freunden nur “Angel Clare” genannt, an den Folgen von AIDS gestorben ist, sind seine engsten Freunde zuerst wie gelähmt. Besonders Michael, sein Liebhaber, weiß nicht, wie er seine Trauer überwinden kann. Und er hat Schwierigkeiten, mit “Angel Clares” anderen Freunden, die alle sehr viel älter als er sind, zurechtzukommen. Ein eindringliches Buch über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, den Verlust eines nahen Menschen zu verarbeiten.
Brauksiepe, Jochen: Ein gefährlicher Mensch. Berlin: Frieling 1994, 80 Seiten
Michael Berking, ein “netter junger Mann von nebenan”, ist schwul und HIV-positiv. Er erkrankt an AIDS und stirbt schließlich im Alter von knapp 35 Jahren. In einzelnen Szenen läßt der Autor Freunde, Verwandte und Außenstehende zu Wort kommen, teils zynisch-realistisch, teils absichtsvoll klischeehaft. Michael dagegen schweigt beharrlich. Alle reden über ihn, aber keiner kann oder will ihm wirklich helfen. Ein bitterböser Versuch, die Reaktion der Gesellschaft auf die Herausforderung AIDS bloßzustellen.
Brockmann, Elisabeth: Weinen kannst du, wenn ich tot bin. Berlin: Ullstein 1997 (1993), 117 Seiten
In bewegender Sprache beschreibt die Autorin die letzten 13 Wochen ihres AIDS-kranken Freundes. Sie berichtet von ihrer Entdeckung, wie wenig selbstverständlich das Leben dem Tod weicht, aber auch, daß es mit einem Sterbenden manchmal lebendiger zugeht als mit einem “Normalen”.
Brodkey, Harold: Die Geschichte meines Todes. (Original: This Wild Darkness) Reinbek: Rowohlt 1996 (Taschenbuchausgabe 1998; auch als Audio-CD oder Cassette: Steinbach sprechende Bücher Voices Höreditionen 1998), 189 Seiten
Mit der Diagnose Lungenentzündung wurde der amerikanische Schriftsteller Harold Brodkey im Frühjahr 1993 ins Krankenhaus eingewiesen, mit der Diagnose AIDS verließ er es. Nach dem ersten Schock begann er zu protokollieren, wie die tödliche Krankheit sein Leben veränderte, was sie seinem Körper, seinem Geist, seiner Frau und seinen Freunden antat. Es entstand ein Buch, das Tagebuch, Essay und Autobiographie in einem ist; Brodkey spricht freimütig über die Krankheit AIDS, über die gesellschaftliche Rolle der Sexualität in unserer Zeit und schildert offen seine sexuellen Erfahrungen in der New Yorker Künstlerszene und die inzestuöse Beziehung zu seinem Stiefvater. Brodkey starb im Januar 1996.
Bumbalo, Victor: Adam and the Experts. New York: Broadway Plays 1990, 78 Seiten
In diesem tragikomischen Stück werden die fatalistischen Konstellationen karikiert, zu denen AIDS geführt hat. Neben William M. Hoffman’s ‚As Is‘ und Larry Kramer’s ‚The Normal Heart‘ ist dieses Stück nach Einschätzung der New York Times das wichtigste Theaterstück, das sich mit AIDS in der schwulen Gesellschaft auseinandersetzt.
City Lights Review Number 2. San Francisco: City Lights 1988, 196 Seiten
City Lights Review ist eine Literaturzeitschrift, die sich auch politischen Themen widmet. In dieser Ausgabe findet sich ein 60seitiges Forum zu AIDS, Kultur und den Künsten, herausgegeben von Amy Scholder. Beiträge u.a. von David Wojnarowicz, Gary Indiana, Kathy Acker, Cindy Patton, Sarah Schulman, James Broughton, Edmund White, Robert Glück.
Commerçon, Markus: AIDS. Mein Weg ins Leben. Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe 1996 (1994), 200 Seiten
Dieser Lebensbericht des 1996 an den Folgen von AIDS verstorbenen Autors ist in vielem eine “ganz normale” schwule Biographie: Schon in der Pubertät erste Erlebnisse mit Männern, lange Zeit der Versuch, die Homosexualität zu verdrängen, dann die “große Liebe” und eine “schwule Ehe” mit dem Freund Wolfgang. Doch die Idylle hält nicht lange: Wolfgang erkrankt an AIDS und stirbt. Für Markus war dies der Grund, aktiv zu werden und sein Leben dem Kampf gegen die Krankheit zu widmen.
Daniels, Peter; Anthony, Steve (Hrsg.): Jugular Defences. London: Oscars Press 1994, 112 Seiten
Anthologie mit Gedichten u.a. von Tim Dlugos, Thom Gunn, Walter Holland, Michael Lassell, Edwin Morgan, Carl Morse, Assotto Saint und Gregory Woods.
Dessaix, Robert: Briefe aus der Nacht. Frankfurt: Krüger 1998, 303 Seiten
Eine literarische Entdeckung aus Australien. Ein schwuler Mann flieht, nachdem er erfahren hat, daß er mit einer tödlichen Krankheit infiziert ist, vielleicht nur noch ein Jahr zu leben hat, nach Italien. Nach einer Reise durch Norditalien in Venedig angekommen, schreibt er Briefe an seinen Freund. Wie Sheheresade beginnt er, Geschichten zu erzählen, um die Nächte zu überstehen: von anderen großen Reisenden wie Casanova, Trsitam Shandy, von der Hölle und dem Paradies, von erotischer Sehnsucht und Tod.
Deutsch, Erik: Epikrise. Krankengeschichte eines Arztes. Rostock: WeymannBauer 1997, 234 Seiten
Erik Deutsch ist Arzt, aufgewachsen in der DDR. In jungen Jahren macht er die Entdeckung, schwul zu sein. Während seines Studiums in Ungarn hört er dann von einer rätselhaften Krankheit namens AIDS. Deutsch gründet eine eigene Praxis, in der er sich auch um AIDS- und Drogenkranke kümmert. 1995 wird es offenbar: Er ist positiv. Durch Zufall mißlingt ein Selbstmordversuch. Er wird gerettet, begibt sich in psychotherapeutische Behandlung. Dort überdenkt er sein Leben und findet zu sich selbst zurück.
Fo, Dario: Ruhe! Wir stürzen ab! (Original: Zitti! Stiamo precipitando! 1990).Hamburg: Rotbuch 1992, 91 Seiten
In diesem Theaterstück stellt der italienische Nobelpreisträger für Literatur die Frage, wie man sich gegen HIV immunisieren kann. Das ist die Sorge, die Herrn Wonnemacher in die Arme der verrückten Madame Curie treibt. Psychotherapie, AIDS-Forschung und Frauen in der Wissenschaft sind die Themen dieser Komödie.
Forum Homosexualität und Literatur – 19/1993. Siegen: Forum 1993, 125 Seiten
“Literatur – Homosexualität – Krankheit – AIDS” ist der Schwerpunkt dieser Ausgabe. U.a. Bert Büllmann über die zweite Generation der nordamerikanischen AIDS-Literatur, Dirk Naguschewski über Dominique Fernandez und Yves Navarre, Peter Jobst über Hervé Guibert, Lutz van Dijk zu Homosexualität und AIDS in der Jugendliteratur und Joachim Pfeiffer zu Tod und AIDS in der deutschsprachigen Literatur.
Guibert, Hervé: Mitleidsprotokoll (1992). Reinbek: Rowohlt Taschenbuch 1994
Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat (1991). Reinbek: Rowohlt Taschenbuch 1994. (Original: A l’ami qui ne m’a pas sauvé la vie. Paris: Gallimard 1991, 282 Seiten)
Autobiographische Protokolle eines französischen Schriftstellers über seinen Umgang mit der HIV-Infektion und AIDS. Schamlos, sarkastisch und enthüllend schreibt der Schriftsteller Guibert über “sein” AIDS. Enthüllend nicht nur in der Beschreibung der Schäbigkeit der Reaktionen auf die Krankheit, sondern auch in bezug auf Personen: Unschwer erkennbar sind Größen der französischen Gesellschaft wie Michel Foucault, der 1984 offiziell an Krebs starb. Der Skandal um dieses Buch veränderte die öffentliche Debatte über AIDS in Frankreich nachhaltig.
Herlin, Hans: Das Erbe. München: Herbig 1996, 334 Seiten
Im Deutschland unserer Tage spielt der Roman von Hans Herlin. In der Kleinstadt Liebenburg im ehemaligen Grenzgebiet zur DDR werden in einer einsamen Villa die Leichen des pensionierten Verfassungsrichters Harrach und der Journalistin Anne Roeder (seiner Geliebten?) gefunden. Die Polizei läßt verlauten: Doppelselbstmord. Doch Robert, Harrachs Sohn, hat Zweifel und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Harrach war als Richter für seine unnachgiebige Härte bekannt, Anna Roeder hatte erst vor kurzem mit ihren Berichten über die braune Vergangenheit Liebenburgs für viel Wirbel gesorgt. Und welche Rolle spielt der ortsansässige Pharmakonzern, der an einem AIDS-Impfstoff arbeitet und dessen Antrag auf eine Testreihe an Menschen in oberster Instanz abgelehnt wurde. Harrachs Stimme spielte in dieser Angelegenheit das Zünglein an der Waage.
Hornig, Horst; Gottschall, Christina: Mein großer Traum ist Mexiko. Foto-Text Portrait von Menschen mit HIV und Aids. Hamburg: Männerschwarm 1998, 80 Seiten
Einfühlsame und einprägende textliche und photographische Portraits von Menschen mit HIV: wie sie leben, lieben, mit der Krankheit kämpfen. In einem ansprechenden experimentelles Layout. Das Büchlein sollte jeder, der mit Menschen mit HIV arbeitet, lesen, um sich vor einer zu technischen Herangehensweise zu behüten.
Jarman, Derek: Auf eigene Gefahr. (Original: At Your Own Risk 1992) Wien: PVG 1996, 194 Seiten
Derek Jarman war Filmemacher, Maler und Schriftsteller. Von den “Sisters of Perpetual Indulgence”, einem Orden schwuler “Nonnen”, heiliggesprochen, starb er 1994 an den Folgen von AIDS. Mit diesem Band liegen erstmals die autobiografischen Aufzeichnungen Jarmans in deutscher Sprache vor. Neben sehr persönlichen Einblicken in seine Gedanken- und Erlebniswelt vermittelt er zudem ein Sittenbild der 70er und 80er Jahre.
Jones, Therese (Hrsg.): Sharing the Delirium. Portsmouth, NH: Heinemann 1994, 342 Seiten
Humor spielt in der sog. “zweiten Generation” des AIDS-Theaters eine wesentliche Rolle und diese Anthologie bietet einen Überblick über tragikomische Theaterstücke: Satire, Farce, Romanze, Burleske und Slapstick. Inhalt u.a.: ‘The Baddest of Boys’ von Doug Holsclaw / ‘Myron, A Fairy Tale in Black and White’ von Michael Kearns / ‘Queen of Angels’ von James Carroll Pickett / ‘Satan and Simon DeSoto’ von Ted Sod / ‘AIDS! The Musical!’ von Wendell Jones und David Stanley / ‘What Are Tuesdays Like ?’ von Victor Bumbalo / ‘My Queer Body’ von Tim Miller.
Kerr, M.E.: Drachen in der Nacht. Würzburg: Arena 1994 (1990), 219 Seiten
Erick erfährt mit siebzehn, daß sein Bruder Peter homosexuell ist. Seit Peter AIDS hat, will er auch seiner Familie nichts mehr vormachen. Erick wundert sich selber, wie ruhig er die Wahrheit über seinen Bruder aufnimmt. Doch diese Ruhe ist schnell dahin, als er am eigenen Leib erfahren muß, was Ausgrenzung bedeutet.
König, Ralf: Super Paradise. Hamburg: Männerschwarm Skript (Dicke Dödel 2) 1999, 197 Seiten
Der bekannte Zeichner erzählt in diesem Band davon, wie AIDS im schwulen Alltagsleben wahrgenommen, wie mit Risiken und Möglichkeiten umgegangen wird.
Lévy, Joseph; Nouss, Alexis: SIDA-Fiction. Lyon: Presses Universitaire de Lyon 1994, 212 Seiten
Weil AIDS mit Blut, Sex und Tod assoziiert ist, werden bei dieser Erkrankung zentrale Vorstellungen und Annahmen der gegenwörtigen Gesellschaft sichtbar. Die vorliegende Untersuchung beschreibt diese Diskursmuster und untersucht Zuschreibungen und symbolische Konstruktionen im Zusammenhang mit AIDS. Grundlage der Untersuchung sind französische und englische Romane, die zwischen 1987 und 1992 veröffentlicht wurden.
Marsan, Hugo: La Vie Blessée. Paris: Maren Sell/Document 1989, 270 Seiten
Zeugnisse von und Gespräche mit AIDS-Kranken und anderen Betroffenen, und die Ergebnisse von verschiedenen französischen Umfragen, ergeben ein aktuelles Bild der Situation im Bezug auf AIDS in Frankreich.
Martin, René: Eine Krankheit zum Tode. St. Ingbert: Röhrig 1995, 395 Seiten
Die erste umfassende Arbeit über literarische und autobiographische AIDS-Texte. Im Zentrum steht die Untersuchung der verwendeten Metaphern. Den zweiten Schwerpunkt bildet die Frage nach der literarischen Verarbeitung, nach Haltungen gegenüber dem Virus und dem Umgang mit AIDS. Darstellungen von Liebe und Sexualität, Familie oder Religion werden ebenso erörtert und in Beziehung zur gesellschaftlichen Situation gesetzt wie Reaktionen in feministischer Literatur.
Mass, Lawrence D. (Hrsg.): We Must Love One Another or Die. New York: St. Martin’s Press 1997, 400 Seiten
Mehr als 20 amerikanische Schriftsteller (u.a. Christopher Bram, John d’Emilio, Andrew Holleran, Tony Kushner, Mark Merlis, Gabriel Rotello, Douglas Sadownick und Michelangelo Signorile) setzen sich mit der politischen und künstlerischen Wirkung der Werke von Larry Kramer auseinander, Autor von Theaterstücken und AIDS-Aktivist der ersten Stunde. Enthält eine Bibliographie und ein Interview mit Kramer.
Mc Nally, Terrence: Liebe! Stärke! Mitgefühl! Frankfurt: Fischer 1997, 105 Seiten
Im Landhaus von Gregory, einem berühmten Tänzer und Choreographen, kommen an jeweils der Wochenenden acht schwule Männer zusammen. In einem Reigen widersprüchlicher Gefühle erzählt uns der Autor eine leicht, aber kein leichtfertige Geschichte von schwulen Beziehungen, von Liebe, Leid und Frust – und von AIDS. Ein fröhliches und ein trauriges Stück, das von verletzlichen, zärtlichen und zynischen Menschen handelt.
Meyer, Detlev: Stern in Sicht. Hamburg: Männerschwarmskript 1998, 64 Seiten
‘Stern in Sicht’ versammelt Miniaturen über schwulen Alltag in Berlin, Phantasien über Ausbrüche in andere Welten, Erinnerungen an Freunde. Ohne jeden Pathos, ohne die Grenzen von Diskretion und Privatsphäre zu überschreiten, erlauben Meyers Gedichte überaus anschauliche Einblicke in ein von AIDS gezeichnetes Leben.
Meyer, Detlev: Ein letzter Dank den Leichtathleten. Düsseldorf: Eremiten Presse 1989, 122 Seiten
Im 3. Band der fiktiven Lebensgeschichte des Schriftstellers Dorn findet die Trilogie einen krönenden Abschluß. Meyer erzählt in kurzen, funkelnden Episoden vor allem über den Schwulen im Zeitalter von AIDS. (Sprach)-Witz und sprühende Phantasie mischen sich mit derber Komik, schwarzem Humor und bitterbösem Sarkasmus. Ein Buch über die “3. Bundeslustspiele”, promiske Katzen, die Erziehung zur Homosexualität und die Vision von einer Welt ohne Schwulen. Mit Original-Offsetlithographien von Christoph Eschweiler.
Michaels, Grant: Key West. Hamburg: Rotbuch 1998, 280 Seiten
Starfigaro und Amateur-Ermittler Stan Kraychik muß neu anfangen. Er hat die Liebe seines Lebens in Paris verloren und dafür Millionen geerbt. Stan rasiert sich den Schädel und entflieht der harten Realität ins amerikanische Mekka der schwulen Community, Key West, Florida. Allerdings bleibt ihm kaum Zeit für Trauerarbeit. Gleich am ersten Tag setzt ihn seine homophobe Gastwirtin auf die Straße. Wenig später wird sie mit einem piepsenden Wecker im Schlund ermordet aufgefunden. Sämtliche Bewohner des kleinen Touristennestes hatten ein Motiv, denn die Wirtin hatte das Vermächtnis ihres an AIDS gestorbenen Sohnes angefochten, das so manchen kleine und größere Herzenswünsche erfüllt hätte. Dann wird der deutsche Immobilienspekulant Adolf Dobermann erwürgt in einem verlassenen Gasthaus entdeckt. Stans Tage der Trauer sind vorbei: Ein rosa Taxi hat es auf ihn abgesehen, und Ross, der Barkeeper, hat neben Cocktails noch ganz andere Spezialitäten auf Lager.
Osborn, M. Elizabeth (Hrsg.): The Way We Live Now. New York: Theatre Communication Group 1990, 279 Seiten
Inhalt: William M. Hoffman: “As Is” / Lanford Wilson: “A Poster of the Cosmos” / Harvey Fierstein: “Safe Sex” / Susan Sontag: “The Way We Live Now” / Tony Kushner: “Angels in America” (Fragment) / David Greenspan: “Jack” / Christopher Durang: “Laughing Wild” (Fragment) / Terrence McNally: “Andre’s Mother” / Paula Vogel: “The Baltimore Waltz” (Fragment) / Harry Kondoleon: “Zero Positive”.
Palette 16: AIDS und Literatur. Bamberg: Palette 1992, 120 Seiten
Prosa und Lyrik u.a. von Mario Wirz und Gustl Angstmann. Interview mit Napoleon Seyfarth. Essays von Axel Schock und Marita Keilson-Lauritz. Literaturhinweise, Rezensionen.
Pastore, Judith Laurence (Hrsg.): Confronting AIDS through Literature. Champaign, IL: University of Illinois Press 1993, 267 Seiten
Diese Anthologie bietet verschiedene Perspektiven auf den Zusammenhang Literatur und AIDS. In Teil eins beschreiben die Autoren (u.a. Michael Denneny, Paul Reed, James W. Jones), wie AIDS zunehmend für Literatur, Journalismus und Theater wichtig wure. Teil 2 bietet Beispiele von kreativen Texten zu AIDS mit Beiträgen u.a. von Paul Monette, Melvin Dixon, Joel Redon und David Feinberg. Teil 3 widmet sich der Frage, welche Auswirkungen AIDS-Literatur auf andere Bereiche haben kann.
Schernikau, Ronald M.: legende. Unveröffentlichtes Manuskript
Schernikau ist 1991 im Alter von 30 Jahren an den Folgen von AIDS verstorben. Erst jetzt wird sein Spätwerk unter dem Titel “legende” erscheinen. Noch kurz vor seinem Tod hatte Schernikau das Manuskript an Verlage gesandt. Die Ablehnungsschreiben auch namhafter Verlage hat er nicht mehr erlebt. Dabei ist Schernikau auch damals längst kein Unbekannter, hat sich bereits 1980 mit seiner bei Rotbuch erschienenen “kleinstadtnovelle” einen Namen gemacht. Danach hatte er mehrere Werke veröffentlicht, teilweise mit Literatur-Preisen ausgezeichnet. Ein Manuskript von über 1.000 Seiten, zudem avantgardistisch und politisch engagiert.
Schreib-Spuren. Literarische Annäherungen an ein Leben mit HIV und AIDS: eine Textauswahl. Berlin: rosa Winkel 1993, 36 Seiten
Eine kleine Anthologie des Literaturprojekts Schreib-Spuren, das Texte zu einem Leben mit HIV und AIDS sammelt: Texte über das Leben mit der Krankheit, die Trauer um Verstorbene, die Angst vor dem Virus, die Liebe. Unter anderem mit Beiträgen von Dirk Kerber, Jürgen Baldiga, Albrecht Piper, Claus Hummel, Kolja Michovski und Axel Schock.
Secretariat of the Pacific Community (SPC) (Hrsg.): Theatre against AIDS in the Pacific.
Ein guter Überblick über Möglichkeiten, mit dem Thema HIV im Theater umzugehen, zudem aus einer vollkommen “uneuropäischen” Perspektive. “Theatre against AIDS in the Pacific” zeigt aus Sicht des pazifischen Raums. Beispiele für die Auseinandersetzung mit HIV mit den Mitteln des Theaters anhand von Arbeiten aus Papua Neuguinea, Vanuatu, den Solomon Inseln, Kiribati, Neu-Kaledonien, Französisch Polynesien, den Cook-Inseln, den Marshall-Inseln, Guam und Fiji. Weitere Informationen: Patricia Sheehan, HIV/AIDS and STD Project, Secretariat of the Pacific Community, B.P. D5 98848 Noumea, New Caledonia. e-mail [email protected]
Seyfarth, Napoleon: Schweine müssen nackt sein. Ein Leben mit dem Tod. Berlin: Edition DÌa 2. Auflage 1991, 244 Seiten (als Taschenbuch München: dtv 1995)
Autobiographischer Bericht eines Mannes, der in den siebziger Jahren in der westdeutschen Provinz sein Coming out erlebt, nach Berlin geht und dort wenige Jahre später die Diagnose “HIV positiv” bekommt.
Sontag, Susan: AIDS und seine Metaphern. München: Hanser 1997 (1989), 99 Seiten
Eine Weiterführung und Vertiefung des berühmten Essays “Krankheit als Metapher” am Beispiel der Krankheit AIDS. Ein Plädoyer gegen den Mißbrauch der Krankheit AIDS für sexualfeindliche Politik. Metaphern wie “Schwulenpest” und “zu besiegender feindlicher Angreifer” weist Sontag als dumm und schädlich zurück: sie fordern zu “Krieg” auf, in die Opfer zugleich die Schuldigen sind.
Sontag, Susan: So leben wir jetzt. Zürich: Parkett / Der Alltag 1991
Diese Kurzgeschichte handelt von den Reaktionen einer Gruppe von New Yorkern, die erfahren, daß einer ihrer engsten Freunde an AIDS erkrankt ist. Der Text kreist permanent um die Krankheit, ohne sie auch nur ein einziges Mal konkret zu benennen. Aus Ängsten, Zweifeln, Besitzansprüchen und Eifersüchtelei baut sich ein Beziehungsgeflecht auf, das die geistige Krise in ihrer Vielschichtigkeit widerspiegelt. Illustriert mit einer Serie von handkolorierten Stichen des britischen Malers Howard Hodgkin.
Tolar, Günter: Sein Mann. Wien: Edition VaBene 1993, 222 Seiten
Fünfzehn Jahre waren Hans und Harald ein schwules Paar – erfolgreich, angepaßt, und offensichtlich glücklich mit ihrer Beziehung. Um so unfaßbarer ist für Harald der Selbstmord von Hans – bis er den Grund erfährt: Hans war HIV-positiv und wohl auch schon erkrankt. “Sein Mann” beschreibt die Verzweiflung des Freundes, seine Versuche, die Trauer zu überwinden, aber auch die scheinheiligen Reaktionen der Umwelt. Ein bewegendes Zeugnis einer “ganz normalen” schwulen Liebe in den Zeiten von AIDS.
Tolar, Günter: Zur Hölle mit mir! Wien: K&S 1998, 272 Seiten
Ludwig Leitner, erfolgreicher Versicherungsangestellter, verheiratet, zwei Kinder, entdeckt nach und nach seine Homosexualität. Er verliebt sich in Teo. Nach kurzem Glück stirbt Teo an AIDS, auch Ludwig ist HIV-positiv. Denunziation, Diskriminierung und unsägliches Leid sind die Folge. Der Autor zeichnet ein grelles Bild unserer Gesellschaft, ihrer Pseudomoral, die auf Anstand und Ehrbarkeit gegründet scheint, in Wirklichkeit aber erbarmungslos egoistisch ist.